Ein Wort zu Annalena

02.09.2022 (Lesezeit 5 Minuten)

„Wir werden die Ukraine unterstützen, egal, was meine Wähler denken“. An diesem Satz gibt es nicht viel zu deuten. Auch die Vorwürfe, das Video sei geschnitten, ändert nichts am Kern dieser Aussage. Der Kontet mag den Satz relativieren, aber er zeigt dennoch klar die Priorität auf: „Ohne Rücksicht auf das eigene Volk.“

Hat Annalena das wirklich so gemeint? Ich glaube nicht. Sie ist, das ist allgemein bekannt, keine begnadete Retorikerin, sie tut sich mit freier Rede schwer und ihr Englisch wirkt oft wie Niveau Realschule 10. Klasse (einer der besseren Schüler).

Also warum stellt sich Annalena nicht einfach vor die Klasse und sagt: Leute, das war unglücklich formuliert, die Interessen des Deutschen Volkes sind natürlich oberste Priorität.

Hofberichterstattung

Zum einen kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass Annalena „Interessen des deutschen Volkes“ sagen würde, aber der Hauptgrund ist wohl, dass sie das gar nicht muss. Die Mainstreammedien, auch die nichtstaatlichen sind in den letzten Jahren immer mehr zu Hofberichterstattern erzogen worden. Erst das Migrationsfiasko 2015 in der die Medien laut einer Otto-Brenner-Studie schon mehr als „Erzieher denn als Berichterstatter“ fungierten. Kritische Stimmen wurden uni-sono als rechtsgerichtet und rassistisch abgekanzelt.

Dann kam Corona – und wirkte wie ein Katalisator auf die bereits in gang gesetzte Reaktion. Denn nun heiligte der Zweck endgültig die Mittel. Es ging darum den Zusammenbruch des Gesundheitswesens und damit vielleicht sogar der Gesellschaft wie wir sie kannten. Um das zu verhindern wurden weiterhin reihenweise journalistische Standards verletzt. Man erging sich in Spekulationen – viele davon geneigt Angst zu schüren anstatt zu einem gestitteten Umgang mit der Bedrohung zu führen. Neu hinzu kam auch die konkrete Benennung einer Feindgruppe. Die Querdenker, die Impfgegner, die Maskenverweigerer – wegen ihnen, nicht wegen des Virus oder der Maßnahmen, konnte man mehr auf Parties gehen und mit wildfremden Menschen knutschen. Da gab es gar keinen Zweifel.

Und das bringt uns zu heute, dem Tag an dem die ARD über die mögliche Beteiligung prorussischer Trolle und Bots spekuliert. Auch das sieht man nicht zum ersten Mal. Man versucht die Quelle anzugreifen nicht den Inhalt selbst. Ganz anders als damals bei dem Video von Antifagruppierung Zeckenbiss in der Tagesschau, das angeblich eine Hetzjagd zeigen sollte, aber außer „Hase, Du bleibst hier“ passierte eigentlich nichts. Da war die Quelle egal.

Auch als man Trump damals unterstellte, er meinte , dass „Alle Mexikaner, die über die Grenze kommen Vergewaltiger und Mörder wären.“ Wie sich herausstellte war dieses Video wirklich sinnverändern d geschnitten. Der Spiegel und weitere hatten es nur ungeprüft von einer amerikanischen Medienanstalt übernommen. Keinem Mitglied des Qualitätsjournalismus fiel damals auf, dass Trump eigentlich von den Mitgliedern der Straßengang MS13 gesprochen hatte. Da war der Kontext egal.

Auftritt Baerbock

Dass dieses Video tausendfach geteilt wurde und viele Menschen in Rage bringt ist nicht die fragwürdige Quelle oder russische Bots. Es ist auch nicht der fehlende Kontext, denn der relativiert die Aussage bestenfalls. Es ist, dass Frau Baerbock damit einen Nerv getroffen hat. Denn viele Leute fühlen sich alleingelassen in einer oft existenzbedrohenden Krise. Die steigenden Fixkosten verbreiten Angst, nicht nur unter den Geringverdienern. Viele Leute fragen sich, wie sie durch den Winter kommen, wie all die Preise die gerade steigen, wie viel am Ende des Jahres wirklich noch auf dem Konto ist.

Auftritt Baerbock, die, das größere Gute vor Augen erklärt, dass diese Nöte für sie, die deutsche Politikerin, die Volksvertreterin, keine Priorität haben. Das ist der berühmte Tropfen, Frau Baerbock. Sie sind von diesen Nöten nicht bedroht, Frau Baerbock. Und das wissen die Menschen. Die Menschen wissen wie leicht es für sie ist, die sich keine Sorgen um das Weihnachtsgeschenk oder sogar ein warmes Kinderzimmer machen muss. Und dass Politiker eine eigene Kaste sind, welche die Sorgen des kleinen Mannes nicht betreffen, hat Frau Baerbock eindrucksvoll selbst bewiesen. Auch wenn sie es nicht so gemeint hat, bleibt es ein Satz mit Sprengkraft.

Autor: aischaschluter

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - von den kargen Früchten des Waldes.

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