Nennt es wie Ihr wollt – Am Ende ist es Rassismus

Vergangene Woche berichteten mehrere Medien über die Ausstellung „Das ist Kolonialismus“, dass weiße Besucher samstags zwischen 10 und 14 Uhr keinen Zugang gehabt haben sollen. Diese Ansage wird jetzt von den Veranstaltern und auch den „neutralen“ Faktencheckern von Mimikama relativiert oder negiert. Doch woher kommt dann überaupt der Vorwurf. Auf der Webseite der Veranstaltung ist zu lesen:

Kolonial-Ausstellung: “Jeden Samstag von 10 –14 Uhr ist die Ausstellungswerkstatt für „Black, Indigenous and People of Color“ (BIPoC) reserviert.”

Allerdings sei dieser „mutige Schritt“ (Mimikama) kein Ausschluss: „Doch entgegen der fliegenden Fehlinformation verbietet das Museum niemandem den Zugang. Christiane Spänhoff vom LWL-Museum stellt gegenüber dem Focus klar: „Auch während der vier Stunden verbieten wir niemandem den Zugang – entgegen der Fehlinformation, die gegenwärtig kursiert.“

Wenn das nun so klingt als würde man zurückrudern, liegt das wohl daran, dass es so ist. Wenn ich in einem Restaurant lese, der Tisch ist „reserviert“, setze ich mich da nicht hin. Das ist keine „Bitte“, wie es nun versucht wird zu framen, es ist eine höflich verpackte Anweisung. Ausserdem scheint wohl niemand die Mitarbeiter der Ausstellung darüber informiert zu haben, dass es sich lediglich um eine Bitte handelt, denn die geraten beim Besuch eines AfD-nahen Radiosenders in Erklärungsnote. Ja, nee. Alles nicht so gemeint und wenn doch dann hat das bestimmt seine Berechtigung.

Die herbeizitierte Antidiskriminerungsexpertin Ciani-Sophia Hoeder käut beim Focus das Mantra des Critical Race Theory wieder: „Rassismus gegen Weiße gibt es nicht.“ Sie geht sogar noch einen Schritt weiter, hinter dem Hinweis auf die, ihrer Ansicht nach vermeintliche Diskriminierung entspringe dem Bedürfnis von Weißen die Verbrechen gegen Schwarze zu relativieren. Man habe zwar niemanden ausschliessen wollen, aber grundsätzlich sei die Einrichtung der sogenannten „Safe Spaces“ richtig und wichtig. Es ist nicht das erste Mal, dass neorassistische Segregation in die Schlagzeilen gerät und nachträglich relativiert wird. Vor nicht ganz zwei Monaten geriet ein Ferienlager exklusiv für schwarze Kinder in die Kritik. Das Ausschließen von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kommt wieder in Mode und das liegt an der ideologischen Grundlage, der Critical Race Theory1 (CRT).

Aber egal wie man es dreht und wendet, wie man es umbenennt und relativiert, welche Wortakrobatik man betreibt: Es bleibt am Ende rassistisch, egal ob es der pseudowissenschaftlichen Definition der CRT genügt oder nicht. Es bleibt die EInteilung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe. Das Weiß-sein wird als Makel betrachtet, die Anwesenheit von Weißen als mindestens störend, wenn nicht sogar bedrohlich. Jeder Weiße vom Kind bis zum Greis wird als Teil eines rassistischen Systems begriffen, des sogenannten Strukturellen Rassismus vor dem es BiPoc zu schützen gilt. Der Aufschrei über diese Praktik ist berechtigt, denn er stößt die Tür zu einem Weg auf, den die liberalen Gesellschaften eigentlich schon hinter sich gelassen hatten: Die Einteilung der Menschen aufgrund der Hautfarbe.

Daher möchte ich Euch Aktivisten, Veranstaltern und „Faktencheckern“ eine ganz einfache Frage stellen: Warum kämpfen wir, warum kämpft ihr gegen Rassismus? Weil die die Zuschreibung von Eigenschaften oder schlimmer noch die Gewährung von Rechten und Privilegien aufgrund der Hautfarbe immer falsch ist. Weil wir, vor allem die Deutschen wissen, wohin Rassismus in letzter Konsequenz führt. Das ist die Basis des Antirassismus, die von Euch pervertiert wird.


1 CRT stellt nicht nur die Farbe der eigenen Haut in den Vordergrund, sondern präsentiert auch den menschlichen Charakter weitgehend als mit der Rasse unweigerlich verknüpft – wobei weiße Unterdrücker von der bösen Ideologie der „Whiteness“ programmiert würden, während den Nicht-Weißen vorsorglich ein Opferstatus zuerkannt wird. Gemäß der CRT ist Rassismus keine individuelle Geisteshaltung, sondern ein totalitäres System zur Gewinnung und Verteidigung politischer und wirtschaftlicher Macht. Sie verlegt den Wirkungsbereich des Rassismus ins Überall und Nirgendwo zugleich – ganz ähnlich, wie viele religiöse Texte die Existenz Gottes oder des Teufels darstellen.

Wie eine so nebulöse und hochbedenkliche Idee von so vielen Menschen, gerade auch im akademischen Umfeld, so unkritisch geschluckt werden konnte, wäre eine Abhandlung für sich wert. Jedenfalls handelt es sich um einen sehr gefährlichen Trend, der in Europa zurecht auf massive Ablehnung stößt. Und dennoch drängt er mit der woken Welle immer weiter in Universitäten, Redaktionsstuben und Parteizentralen. Dabei sollte diesem Neorassismus mit eben derselben Ablehnung begegnet werden wie dem althergebrachten Rassismus. Hätte mir vor zehn Jahren jemand erklärt, dass es die politische Linke sein wird, die ein Hautfarbenbewusstsein wieder salonfähig macht: Ich hätte ihn für verrückt erklärt.

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Autor: aischaschluter

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - von den kargen Früchten des Waldes.

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