They see me Rowling, they hatin`,…

Die radikalen Aktivisten der Transcommunity und ihre „Allies“ erweisen der gesamten Community mal wieder einen Bärendienst. Ein großer Teil des Qualitätsjournalismus unterstützt das fragwürdige Vorgehen, obwohl keiner der Artikel mir letztendlich erklären konnte, dass JK Rowlings transfeindlich wäre.

Angeführt werden immer die gleichen beiden Aussagen: Rowling wehrt sich gegen den Ausdruck „menstruierende Personen“, da dies ihrer Ansicht nach von dem Begriff „Frau“ abgedeckt ist und ihr Like unter einem Tweet, der Transfrauen als Männer in Kleidern bezeichnete.

Ähnlich wie beim Thema „Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“ hängen sich die Aktivisten an der Defintion auf. Sie gehen davon aus, dass alle Welt ihre Definition von Rassismus bzw. Frauen übernehmen muss – da diese ja die „richtige“, die „bessere“ sei – die „wissenschaftliche“.

Im Fall des genannten Rassismus ist die intersektionale Definition „Struktureller Rassismus“ gemeint, im Falle von „Frau“ bzw. weiblich ist nicht die biologische Definition, sondern die Geschlechtsidentität gemeint. Wenn Transfrauen Frauen wären – wozu bräuchte man dann überhaupt ncoh den Begriff Transfrauen? Mittlerweile gibt es sogar Aktivisten, die behaupten auch biologische Männer könnten biologische Frauen sein. Dabei stellt KEIN Biologe den Geschlechtsdimorphismus beim Menschen in Frage.

Sich hinter Fachbegriffen und Definitionen zu verstecken und diese nicht einmal zu klären war schon immer die Taktik der Geisteswissenschaftler, die eigentlich wenig bis nichts zur Diskussion beizutragen haben, aber dennoch eine Daseinsberechtigung einfordern. Wenn jemand von Frauen spricht, so meint er i.d.R. „biologische Frauen“. Wenn jemand von Rassismus spricht, so meint er „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufgrund äußerlicher Merkmale“. Aber nein: Wer nicht die Sprache, die Definitionen der Aktivisten nutzt ist, kennt sich mit dem Thema nicht aus und bedarf einer Belehrung: Believe and listen.

Um sich dennoch zu inszenieren nutzen die Aktivisten eine Taktik, die an PETA erinnert. Ein populäres Thema wird aufgegriffen und für böse, schlecht und feindlich tituliert – nicht selten handelt es sich um Computerspiele. PETA ging vor Jahren gegen Assasins Creed: Black Flag auf die Barrikaden, weil es darin möglich war sich als Walfänger zu betätigen, was nach Peta zu einm Habitualisierungseffekt führe. Wer kennt es nicht? Eben noch gemütlich vor der Konsole gesessen, im nächsten Moment auf nem japanischen Walfänger angeheuert.

Auch wenn der Qualitätsjournalismus bemüht ist den Boykott darzustellen als stünde er auf einer breiten Basis, belegen die Verkaufszahlen jedoch, dass es wohl eher eine kleine, sehr laute Minderheit ist – die das Spiel wahrscheinlch ohnehin nicht gekauft hätte. Aber durch ihr Geschrei und Gekeife erreichen sie letzendlich das Gegenteil. Blätter, die immer noch nicht die kulturelle Relevanz von Computerspielen erkannt haben und selten bis nie darüber berichten, bescheren Hogwarts Legacy mit ihrer Vielzahl an Artikeln kostenlose Werbung.

Wer diese Artikel über Rowlings angebliche Transfeindlichkeit liest fragt sich zurecht, was an ihren Aussagen den nun transfeindlich sein soll. Selbst eine queerfeministische Journalistin, die es ich zur Aufgabe gemacht hat Rowlings Werk auf Transphobie zu durchleuchten, konnte keine finden. Die BBC rudert mittlerweile auch zurück:

“We do accept that there wasn’t sufficient challenge to the claims that were made and that we fell short here,” the BBC said. “This is a difficult and contentious area which we do try very hard to cover fairly and well on the BBC. However we should have challenged Stacey Henley more directly on her claims and apologise that we did not.”

Auf derlei Einsicht wartet man in den deutschen Medien (noch) vergeblich. Dabei sollten auch diese erkennen, dass man der Transcommunity nicht hilft, wenn man sie als hypersensible, realitätsferne Schneeflöckchen darstellt.

Ein Nebelschweif am Horizont: Kim de l’Horizon und der Deutsche Buchpreis

Grundsätzlich isses mir herzlich egal als was Kim de l’Horizon sich identifiziert. Aber da die Kulturamagzine ihn ja geradezuals Pionier feiern, frage ihc mich doch: Was genau feiern die denn da?

Sorry, aber ist nonbinär denn jetzt wirklich etwas besonderes? Was Neues? Gab es jahrhundertelang Gesetze gegen Nonbinäre, haben sie sich letztendlich von dieser Unterdrückung befreien können und traten aus dem Schatten halbseidener Nachtclubs und Parks ins Licht der Öffentlichkeit? Ja, Homosexuelle haben das getan. Und das ist feiernswert. Aber warum man jetzt die Nonbinären als die nächsten großen Selbstbefreier feiern sollte, erschließt sich mir nicht. Sind sie denn nicht Teil der LGBT-Community? Oder erfinden wir jetzt alle 5 Jahre ein neues Label, damit sich die Leute aufs Neue mit den Errungenschaften brüsten können als wäre wieder 1994? Kim wurde bereits in eine weitgehend befreite Welt hineingeboren. Er steht allenfalls auf den Schultern derer, die etwas für die Freiheit riskierten, die er seit Geburt genießt.

Vielleicht liegt auch gerade darin das Problem – das es kaum noch etwas gibt, was Kim erstreiten müsste. Statt dessen wird sein homo-pornesker Roman mit dem Buchpreis ausgezeichnet. So überrascht auch nicht die „Solidaritätsbekundung“ mit den Protesten im Iran. Schön das Fähnchen im Wind. Wäre gerade Inifada hätte er sich wahrscheinlich via „Queers For Palestine“ mit islamistischen Homophoben solidarisiert.

Ein Nonkormist von der Stange

Nonbinarität ist ein eigens kreiertes Label von Leuten, die vorgeben Label überwinden zu wollen in dem sie Geschlechterrollen ironischerweise möglichst eng auslegen, um sie dann als überwunden zu erklären. Es reicht heute eben einfach nicht mehr bi oder gay zu sein. Das ist ja akzeptiert und schon wieder Mainstream.

Wäre er einfach nur wie er ist, dann würde ich denken: Schick, endlich mal wieder ein wenig Exzentrik im Literaturbetrieb. Aber weil er eben mit diesem gehypden Nonkonformistenlabel „nonbinär“ das ganze garnieren muss, denke ich: Meh. Muss man jetzt im 5-Jahresrythmus neue Selbstzuschreibungen erfinden um wieder als nonkonform zu gelten?

Das Label wird sodann auch von den Feullietons aufgegriffen als wäre es wirklich etwas besonderes anstatt das was ich oben schon beschrieben habe: Eine Selbstzuschreibung, die es nur gibt, weil anders nicht mehr anders genug ist.

DIE ANGST DES KRITIKERS VOR DER EMPATHIELOSIGKEIT

Sagen wir es rundheraus: kein Jurymitglied und kein Radiokritiker hätte sich so lobhudelnd über das Buch sowie die Dankes-Performance von Kim de l’Horizon geäußert, hätte er nicht eine „andere Identität“ als diese.

Jeder Maßstab an Menschen, von denen man gleiches erwartet wie von sich selbst, wird bei K.d.l’H. plötzlich abgelegt. Ein süchtiger Hedonistenhipster, der billige Aktionen nachmacht und, weil er nicht reden will, auf der Bühne einen Popsong singt (und das auch noch schlecht) – kein Kritiker hätte sich der Fremdscham dieser Nummer erwehren können, wäre, ja, wäre, Kim de l’Horizon einer von ihnen. Einer von den „normalen“ Menschen, die man bewertet wie man eben seine Mitmenschen bewertet.

Der Grund, warum die Fremdscham nicht wahrgenommen werden will, liegt darin, dass man einer Person mit „anderer“ Identität andere Wahrnehmung und andere Weisheit attestiert – und sich selbst attestiert, diese eben nicht zu besitzen. K.d.l’H. darf das tun, was an jedem anderen peinlich ist, weil „wir“ ihn/sie/es eben nicht verstehen können. Weil wir nicht in ihm/ihr drinstecken.

Und das wiederum: die eigene Unwissenheit, das eigene vermeintliche Unvermögen, die Welt aus dem Blickwinkel einer Person wahrzunehmen, die sich so ganz sichtbar von dem eigenen zu unterscheiden vorgibt – das darf auf keinen Fall ans Licht kommen.

EMPATHIE ist der Orden, den sich heute auch Kritiker anstecken möchten.

[Danke an meine liebe Freundin Judith KD, die einige Passagen beigesteuert hat]