Wenn Frauen sich radikalisieren

Nicht nur Männer sind anfällig für extremistisches Denken

Medien betrachten die Radikalisierung von Männer und Frauen auf unterschiedliche Arten. Auch wenn Frauen seltener zu Gewalt greifen sind die Auswirkungen auf das Umfeld, aber auch auf die Aktivisten selbst gefährlich. Dieses Phänomen untersucht die Australierin Claire Lehmann:

„Anfang Mai trommelten Demonstranten in der Butler Bibliothek der Columbia University und riefen: „Free, Free Palestine!“ Als der Campus-Sicherheitsdienst die Türen des Lesesaals schloss und die Demonstranten praktisch einsperrte, verwandelten sich die Rufe in Flehen. Eine Person versuchte, zum Ausgang durchzubrechen, woraufhin es zu einem Handgemenge kam. „Du tust ihm weh, hör auf!“, rief ein Mädchen. Am Ende der Besetzung waren 80 Demonstranten festgenommen worden, darunter 61 Frauen.

Der Protest an der Columbia machte in den USA landesweit Schlagzeilen, doch das auffällige Geschlechterungleichgewicht unter den Teilnehmern blieb weitgehend unbemerkt. Dabei hat man es durchaus mit einem Muster zu tun. Ob Gaza, Klimawandel, Black Lives Matter oder Feminismus – die Überrepräsentation junger Frauen ist im progressiven Aktivismus zur Norm geworden. Und dieser Wandel zeigt eine hohe Anfälligkeit für ideologischen Extremismus.

Der Linksruck von Frauen ist ein globales Phänomen. Eine Studie aus dem Jahr 2020 über die britische Umweltbewegung Extinction Rebellion (eine Gruppe, die ähnlich der deutschen „Letzte Generation“ Verkehrsblockaden und Vandalismus betreibt) beschrieb diese als eine „stark feminisierte“ Protestkultur. Umfragen haben ergeben, dass die Teilnehmer von großen Klimademonstrationen weltweit zu etwa 60 Prozent weiblich sind. Auch neuere amerikanische „progressive“ Bewegungen  wie Black Lives Matter und die Gaza-Camps werden viele von der von Frauen gegründeten „Jewish Voice for Peace“ unterstützt, die wiederum selbst von Frauen ins gegründet wurde ud von Frauen geleitet und getragen wird.

John Burn-Murdoch veröffentlichte in der Financial Times Daten, die bestätigen, dass sich dieser Entwicklung über alle Kontinente erstreckt. In Südkorea, den USA, Deutschland und Großbritannien tendieren Frauen der Generation Z zu „hyperprogressiven“ politischen Positionen, während Männer derselben Altersgruppe ihre Position beibehalten oder sogar nach rechts gerückt sind. In den USA sind Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren laut Daten des Gallup-Instituts mittlerweile 30 Prozentpunkte „progressiver“ als ihre männlichen Altersgenossen.

Viele Berichte der jüngsten Vergangenheit befassen sich mit jungen Männern, die sich rechtsextremen oder frauenfeindliche Subkulturen anschließen. Die Medien – und die Gesellschaft insgesamt – schenken jungen Frauen in radikalen politischen Subkulturen weit weniger Beachtung oder sagen wir eher: Eine andere Form der Beachtung. Die Begriffe „Radikalisierung“ und „Frauen“ werden selten, wenn überhaupt, zusammen genannt. Dieses Versäumnis hat Konsequenzen, denn Radikalisierung ist kein rein männliches Phänomen.

Natürlich ist politisches Engagement nicht grundsätzlich ein Problem. Die Teilnahme junger Frauen an Klimaprotesten oder BLM-Märschen ist noch kein Beweis für Extremismus. Allerdings sind extreme Positionen immer auch Teil des politischen Aktivismus.

Die zunehmende Radikalisierung im Klimaaktivismus veranschaulichen dieses Muster. Letztes Jahr wurden drei weibliche Mitglieder der britischen Klimaschutzgruppe „Just Stop Oil“ sowie zwei männliche Mitglieder zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie auf Schilder an einer Autobahn geklettert waren und die Polizei so gezwungen hatten, den Verkehr zu sperren. Einer der Männer erhielt fünf Jahre Haft, die anderen jeweils vier Jahre. Zwei Lastwagen kollidierten, und ein Polizist wurde verletzt. Zudem führte der durch diese „Protest-Aktion“ verursachte Verkehrskollaps dazu, dass Menschen Arzttermine, Prüfungen und Flüge verpassten.

Eine weitere beliebte Taktik bei Klimaprotestlern ist die Beschädigung oder versuchte Zerstörung von Kunstwerken: Vincent Van Goghs „Sonnenblumen“ wurde von zwei Aktivistinnen mit Tomatensauce beschmiert, Edgar Degas‘ „Kleine vierzehnjährige Tänzerin“ mit Farbe bespritzt.

Natürlich beteiligen sich auch Männer an radikalen linken Protesten. Doch wird bei Männern schneller von  Radikalisierung gesprochen, während das gleiche Phänomen bei Frauen ignoriert oder sogar romantisiert wird.

In Australien zementierte letztes Jahr eine Demonstrantin ihren Arm an ihr  Auto nahe einer großen Autobahn, um gegen eine Waffenausstellung in Melbourne zu protestieren. In Sydney blockierte eine 22-jährige Frau während der Hauptverkehrszeit den Harbour Tunnel, indem sie sich an ihr Lenkrad kettete. Eine weitere Täterin, Deanna „Violet“ Coco verursachte im März 2024 mit anderen Aktivisten die Sperrung West Gate Bridge, wodurch Rettungsdienste aufgehalten und eine Schwangere zur Entbindung am Straßenrand gezwungen wurde. Cocos Gefängnisstrafe wurde kürzlich im Berufungsverfahren durch das zuständige Gericht verdreifacht, nachdem ein Richter feststellte, dass sie in weniger als vier Jahren fünfzehn Mal vor Gericht erscheinen musste.

Doch die Institutionen und Medien übersehen den weiblichen Extremismus nicht nur – sie fördern ihn manchmal sogar aktiv. Elsa Tuet-Rosenberg, eine in Melbourne lebende Aktivistin, trug nach den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober 2023 dazu bei, über 600 jüdisch-australische Kreative zu doxxen. Hauptberuflich organisiert ihr Consultingunternehmen steuerfinanzierte „Antirassismus“-Workshops an Grundschulen. Clementine Ford, eine feministische Autorin mit einer großen Fangemeinde in den sozialen Medien, verbreitete Verschwörungstheorien über Israel, tat die Massenvergewaltigung israelischer Frauen am 7. Oktober als unbestätigt ab und beschuldigte die israelische Armee die Geiselnahmen inszeniert zu haben – und das alles, während sie weiterhin bei einem renommierten Verlag unter Vertrag blieb und als Rednerin bei großen öffentlichen Veranstaltungen auftrat.

Diese Dynamik zeigt sich wohl bei niemandem deutlicher als bei Greta Thunberg. Seit sie im Alter von 15 Jahren begann, die Schule zu schwänzen, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern, wird Thunberg mit Zuspruch und auch Auszeichnungen geradezu überschüttet. Nach ihrer „How Dare You“-Rede vor den Vereinten Nationen wurde sie 2019 vom Time Magazine als jüngste Person zur  „Person Of The Year“ ausgezeichnet. Seitdem wurde sie mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen von Medien, philanthropischen, wissenschaftlichen und akademischen Institutionen, darunter mehrere Ehrendoktorwürden. Ganz gleich, was man von Thunbergs Aktivismus hält, es ist schwer vorstellbar, dass ein junger Mann weltweit dieselbe Bewunderung erfahren hätte. Ein männlicher Thunberg, der Kinder zum Schulschwänzen animiert, würde eher zum Nachsitzen verurteilt als zu den Vereinten Nationen eingeladen.

Thunbergs Werdegang veranschaulicht ein verbreitetes Muster: Radikales Verhalten junger Frauen wird nicht nur toleriert, sondern durch Auszeichnungen und institutionelle Unterstützung aktiv gefördert. Durch die stetige Bestätigung entsteht ein sogenanntes „Feedback Loop“, eine Rückkopplungsschleife. Die Anreizstrukturen ihres Klimaaktivismus, haben Thunberg motiviert ihren Aktivismus auf den Nahostkonflikt auszuweiten. „Wenn man als Klimaaktivistin nicht auch für ein freies Palästina und ein Ende von Kolonialismus und Unterdrückung weltweit kämpft“, erklärte die heute 22-jährige Aktivistin letztes Jahr auf einer Demonstration in Mailand, „dann sollte man sich nicht Klimaaktivistin nennen dürfen.“ Diese Forderung nach ideologischer Reinheit über verschiedene Anliegen hinweg ist ein typisches Merkmal weiblichen Radikalismus und ein Merkmal der intersektionalen Aktivistenkultur. In den Ursprüngen war der  Intersektionalismus zum besseren Verständnis verschiedener Formen von Benachteiligung und ihrer möglichen Überschneidungen konzipiert. Heute ist er ein Lackmustest für moralische Konformität – nicht nur bei Themen wie Klima und Gaza, sondern auch bei Themen wie Abtreibung. Abweichungen von der vorherrschenden Meinung gelten als Verrat. Radikale Frauen setzen Menschen gemeinhin nicht durch Gewalt unter Druck, sondern durch die Androhung von Ächtung und sozialer Ausgrenzung.

Es ist einfach solche Aktionen im Vergleich zur Gewalt männlicher Radikaler als belanglos abzutun. Frauen beteiligen sich selten Gewalttaten. Doch die Blockade von Infrastruktur und die Zerstörung von Kulturgütern fordern ebenfalls ihren Tribut – von der Öffentlichkeit, aber auch von den Aktivisten selbst. Die drohende Ausgrenzung führt gerade bei jungen Frauen zu sozialen Zwängen, die wiederum zu Angstbelastungen führen. Beunruhigend ist, dass dieses Phänomen weitgehend unerforscht bleibt. Immer mehr Wissenschaftler erforschen, wie und warum sich junge Männer radikalisieren, zeigen aber wenig Interesse daran, ähnliche Prozesse bei Frauen zu untersuchen.

Dennoch können Studien zur Moralpsychologie und zum Sozialverhalten wertvolle Hinweise auf die zugrunde liegenden Dynamiken geben. Die „Moral Foundations Theory“, entwickelt vom Sozialpsychologen Jonathan Haidt und seinen Kollegen, argumentiert, dass menschliches moralisches Denken auf einer Reihe intuitiver Verhaltensweisen beruht: Loyalität, Autorität, Fürsorge, Fairness und Reinheit („Purity“). Eine Studie aus dem Jahr 2020, die dieses Konzept in 67 Ländern untersuchte ergab, dass Frauen bei den drei letztgenannten durchweg höhere Werte erzielten als Männer. Das Fürsorge-Verhalten bezieht sich auf unsere Sensibilität für das Leid anderer – eine Erweiterung des Instinkts, der Eltern, insbesondere Mütter, dazu veranlasst auf die Not von Säuglingen zu reagieren. Fairness ist an Vorstellungen von Gerechtigkeit und Gleichheit geknüpft, während Reinheit – ursprünglich zum Schutz vor Krankheiten entstanden – sich als Wunsch nach ideologischer oder moralischer Sauberkeit manifestieren kann. Diese Tendenzen sind zwar in vielen Kontexten adaptiv, können junge Frauen aber auch besonders empfänglich für politische Narrative machen, die auf Emotionalisierung und der Bekämpfung von Ungerechtigkeit bis hin zum moralischem Absolutismus basieren. Es macht Frauen auch anfällig für Ideologien, in denen die Opferrolle als Währung gilt.

Die Art und Weise, wie junge Frauen ihr soziales Leben gestalten, verstärkt diese Anfälligkeit. Studien der Entwicklungspsychologin Joyce Benenson haben ergeben, dass weibliche Freundeskreise tendenziell weniger widerstandsfähig sind als die von Männern, und viele Frauen leiden unter großer Angst vor sozialer Ausgrenzung. Der Druck, sich einer Gruppe anzupassen, ist für Mädchen stärker als für Jungen.  Dies kann dazu führen, dass Mädchen Überzeugungen oder Ideen eher aus dem Wunsch nach sozialer Harmonie als aus echter Überzeugung unterstützen.

Diese Dynamik schafft perfekte Bedingungen für „Availability Cascades“ , ein soziales Phänomen (Cass Sunstein und Timur Kuran, 2007), bei dem eine Gruppe durch eine Kettenreaktion zu Überzeugungen gelangt. Nehmen wir beispielsweise Greta Thunbergs Aussage, dass Klimaaktivisten auch für die Befreiung Palästinas kämpfen müssen. In progressiven sozialen Kreisen, in denen Thunberg als moralische Autorität gilt, halten manche Mädchen dieses Argument vielleicht für nicht zutreffend – aber sie sagen es nicht. Kollektiv kann dieses Schweigen als allgemeine Zustimmung missverstanden werden und andere unter Druck setzen, ihre Ansichten ebenfalls anzupassen. Dieser künstliche Konsens kann sich wie ein Schneeballsystem anhäufen, da Einzelne davon ausgehen, dass alle anderen in ihrer Peergroup eine bestimmte Meinung teilen, ohne zu wissen ob dies auch tatsächlich zutrifft oder doch viele es anders sehen. Das Ergebnis ist ein fragiles System, das eher von Angst als von Überzeugung zusammengehalten wird.

Soziale Medien verstärken diesen Mechanismus. Online kann sich in weiblichen Freundeskreisen ein Zwang entwickeln, sich dem oberflächlichen Konsens durch das Teilen von Memes und Hashtags anzupassen. Plattformen wie Instagram und TikTok liefern einen Strom emozionalisierender Inhalte, was den Fürsorgeinstinkt aktiviert. Damit setzen sich junge Frauen dem ständigen Hinweis aus, dass ihre Sicherheit, Gruppenzugehörigkeit und ihr Selbstwertgefühl von der ihrer „reinen“ ideologischen Haltung abhängen. Das Ergebnis ist eine technologische und ideologische Vereinnahmung der weiblichen Psyche.

Wenig überraschend waren progressive junge Frauen die erste Gruppe, deren psychische Gesundheit sich nach der massenhaften Verbreitung von Smartphones und sozialen Medien ab etwa 2012 erheblich verschlechterte. Wie Haidt in seinem Buch „The Anxious Generation“ und seinem Newsletter „After Babel“ darlegt, wurden Mädchen der Generation Z online in einer Kultur sozialisiert, die auf übertriebener Wachsamkeit gegenüber Gefahren basiert und mit Forderungen nach moralischem Absolutismus einhergeht.

Diese neue Form der Radikalisierung funktioniert anders als die männliche Variante. Wenn die Ideologie weibliche Freundesgruppen erfasst, ist der Prozess weniger gewalttätig und eher beziehungsorientiert, angetrieben von Gruppenzwang, Emotionalisierung und der Angst vor sozialer Ausgrenzung. Sie gedeiht in scheinbar sicheren und fürsorglichen Räumen, doch hinter der Sprache der Gerechtigkeit verbirgt sich Zwang und eine brüchige Konformität.

Die Auswirkungen reichen über das individuelle Wohlbefinden hinaus und betreffen auch Vertrauen in Institutionen und sozialen Zusammenhalt. Wenn Mitgefühlsinstinkte fehlgeleitet werden und der Reinheitsinstinkt zum Zwang wird, entwickelt sich ein toxischer Absolutismus. Eine formale Studie zur weiblichen Radikalisierung müsste die Evolutionspsychologie, die Sozialpsychologie und die Anreizstrukturen untersuchen, die Extremismus belohnen. Das Erkennen dieses Musters ist der erste Schritt, um junge Frauen vor den fehlgeleiteten Narrativen zu schützen, die ihre moralische Sensibilität ausnutzen. Doch um es zu ändern, ist die Benennung des Problems nur der erste Schritt.“

aus dem Englischen von Aischa Schluter, zuerst erschienen in The Dispatch am 27.06.2025. Autorin: Claire Lehmann

Crepol, Dublin, aber kein Rassismus gegen Weiße

Klima, Palästina und der böse Westen

„Wenn die Geschichte des Westens einstgeschrieben wird, so wird sie lauten: Sie erzogen sich dazu sich zu hassen und was sie am an sich selbst hassten am anderen zu lieben.“

Dies zeigt sich aktuell so stark wie selten in der Unterstützung der vermeintlich aufgeklärten Linken für Palästina. Gefangen im postkolonialen, neomarxistischen Weltbild, welches Nationen, Völker und sogar Ethnien in Täter und Opfer einteilt. Nachrichten aus den USA zufolge könnte die propalästinensische Haltung der jungen Social Justice Aktivisten dem amtierenden pro-israelischen Präsidenten Biden sogar die Wiederwahl kosten. Diese hatten sich bei der letzten Wahl geeint um Trump zu verhindern, doch aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten zeichnet sich in den Swingstates eine zunehmende Ablehnung des demokratischen Präsidenten ab.

Auch die Klimabewegung spaltet sich nach den propalästinensichen Aussagen Thunbergs und ihrer palästinensischen Stichwortgeberin Sara Rachdan. Letztere kommentierte die brutalen Morde an israelischen Zivilisten vom 07.Oktober auf Instagram mit:

Es geht nicht um Hamas, es geht um den palästinensischen Widerstand. Endlich gehen die Palästinenser gegen die Besatzung vor.“

Also führt die Hamas doch den Willen der Bevölkerung in Gaza aus, was von manchen vehement bestritten wird?

Widerstand selbst in der eigenen Bewegung

Doch nicht alle Kimaaktivisten sind mit dieser Vereinnahmung ihrer Bewegung einverstanden. So entriss bei der 85.000 Menschen starken Klimademonstration in Amsterdam ein Mann vor laufenden Kameras auf die Bühne und rief ins Mikrofon: «Ich bin für eine Klimademonstration hierher gekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören.»

Thunberg rief die Teilnehmer daraufhin auf, Ruhe zu bewahren und skandierte dann mehrfach: „No climate justice on occupied land.“ („Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.“) in Anspielung auf die vermeintlich von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an.

Diese Entwicklung kommt wohl nur für den Mainstream überraschend, ist die Klimabewegung doch schon lange durchsetzt mit woken Aktivisten. Auch Luisa Neubauer, die sich wohl der speziellen Situation in Deutschland opportun von Thunbergs Aussagen distanziert, traf Aussagen wie:

Die Wurzeln der Klimakrise liegen in den Machthierachien von Männern über Frauen, von Weißen über People Of Colour, von Männern über die Natur.

Da muss eigentlich jedem klar sein woher der intersektionale Wind weht. Schuld, egal ob Klima oder Palästina, ist mal wieder der alte weiße Mann. Da hat der Tag Struktur. Der Hass auf den Westen gehört zum guten Ton und Israel ist „nur ein Aussenposten des Westens“.

Aber ist es denn, gerade gemessen an den Idealen der Social Justice Bewegung, schlecht ein Aussenposten des Westens zu sein? Rechtsstaatlichkeit, Freiheit der Wissenschaft, Menschenrechte, Frauenrechte, Religionsfreiheit, Demokratie, Schutz von Minderheiten, Redefreiheit sind westliche Konzepte. Und man wird sie im Nahen Osten nur in Israel finden.

Diese Werte und damit der Westen haben die Welt zu einem besseren Ort gemacht, gerade für marginalisierte Gruppen. Auch Martin Luther King berief sich auf die Schriften „alter, weißer Männer“ wie bspw. Civil Disobedience von Henry David Thoreau aus dem Jahr 1849. Also wer sind denn diese bösen weißen Männer? John Stuart Mill? Jean-Jaques Rousseau? Voltaire?

Haben die Aktivisten von diesen Menschen jemals gehört, welche ihre vermeintlichen Ideale geprägt haben? Oder kennen sie nur Judith Butler? Man gewinnt geradezu den Eindruck, dass „Gerechtigkeit“ nur ein Anstrich ist, um den moralischen Anspruch zu untermauern. Eine Bewegung welche Aktivisten sprechen lässt, die das bestialische Abschlachten von Säuglingen als legitime Form des Widerstands begreift, sollte von niemandem gerecht genannt werden.

Nennt es wie Ihr wollt – Am Ende ist es Rassismus

Vergangene Woche berichteten mehrere Medien über die Ausstellung „Das ist Kolonialismus“, dass weiße Besucher samstags zwischen 10 und 14 Uhr keinen Zugang gehabt haben sollen. Diese Ansage wird jetzt von den Veranstaltern und auch den „neutralen“ Faktencheckern von Mimikama relativiert oder negiert. Doch woher kommt dann überaupt der Vorwurf. Auf der Webseite der Veranstaltung ist zu lesen:

Kolonial-Ausstellung: “Jeden Samstag von 10 –14 Uhr ist die Ausstellungswerkstatt für „Black, Indigenous and People of Color“ (BIPoC) reserviert.”

Allerdings sei dieser „mutige Schritt“ (Mimikama) kein Ausschluss: „Doch entgegen der fliegenden Fehlinformation verbietet das Museum niemandem den Zugang. Christiane Spänhoff vom LWL-Museum stellt gegenüber dem Focus klar: „Auch während der vier Stunden verbieten wir niemandem den Zugang – entgegen der Fehlinformation, die gegenwärtig kursiert.“

Wenn das nun so klingt als würde man zurückrudern, liegt das wohl daran, dass es so ist. Wenn ich in einem Restaurant lese, der Tisch ist „reserviert“, setze ich mich da nicht hin. Das ist keine „Bitte“, wie es nun versucht wird zu framen, es ist eine höflich verpackte Anweisung. Ausserdem scheint wohl niemand die Mitarbeiter der Ausstellung darüber informiert zu haben, dass es sich lediglich um eine Bitte handelt, denn die geraten beim Besuch eines AfD-nahen Radiosenders in Erklärungsnote. Ja, nee. Alles nicht so gemeint und wenn doch dann hat das bestimmt seine Berechtigung.

Die herbeizitierte Antidiskriminerungsexpertin Ciani-Sophia Hoeder käut beim Focus das Mantra des Critical Race Theory wieder: „Rassismus gegen Weiße gibt es nicht.“ Sie geht sogar noch einen Schritt weiter, hinter dem Hinweis auf die, ihrer Ansicht nach vermeintliche Diskriminierung entspringe dem Bedürfnis von Weißen die Verbrechen gegen Schwarze zu relativieren. Man habe zwar niemanden ausschliessen wollen, aber grundsätzlich sei die Einrichtung der sogenannten „Safe Spaces“ richtig und wichtig. Es ist nicht das erste Mal, dass neorassistische Segregation in die Schlagzeilen gerät und nachträglich relativiert wird. Vor nicht ganz zwei Monaten geriet ein Ferienlager exklusiv für schwarze Kinder in die Kritik. Das Ausschließen von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kommt wieder in Mode und das liegt an der ideologischen Grundlage, der Critical Race Theory1 (CRT).

Aber egal wie man es dreht und wendet, wie man es umbenennt und relativiert, welche Wortakrobatik man betreibt: Es bleibt am Ende rassistisch, egal ob es der pseudowissenschaftlichen Definition der CRT genügt oder nicht. Es bleibt die EInteilung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe. Das Weiß-sein wird als Makel betrachtet, die Anwesenheit von Weißen als mindestens störend, wenn nicht sogar bedrohlich. Jeder Weiße vom Kind bis zum Greis wird als Teil eines rassistischen Systems begriffen, des sogenannten Strukturellen Rassismus vor dem es BiPoc zu schützen gilt. Der Aufschrei über diese Praktik ist berechtigt, denn er stößt die Tür zu einem Weg auf, den die liberalen Gesellschaften eigentlich schon hinter sich gelassen hatten: Die Einteilung der Menschen aufgrund der Hautfarbe.

Daher möchte ich Euch Aktivisten, Veranstaltern und „Faktencheckern“ eine ganz einfache Frage stellen: Warum kämpfen wir, warum kämpft ihr gegen Rassismus? Weil die die Zuschreibung von Eigenschaften oder schlimmer noch die Gewährung von Rechten und Privilegien aufgrund der Hautfarbe immer falsch ist. Weil wir, vor allem die Deutschen wissen, wohin Rassismus in letzter Konsequenz führt. Das ist die Basis des Antirassismus, die von Euch pervertiert wird.


1 CRT stellt nicht nur die Farbe der eigenen Haut in den Vordergrund, sondern präsentiert auch den menschlichen Charakter weitgehend als mit der Rasse unweigerlich verknüpft – wobei weiße Unterdrücker von der bösen Ideologie der „Whiteness“ programmiert würden, während den Nicht-Weißen vorsorglich ein Opferstatus zuerkannt wird. Gemäß der CRT ist Rassismus keine individuelle Geisteshaltung, sondern ein totalitäres System zur Gewinnung und Verteidigung politischer und wirtschaftlicher Macht. Sie verlegt den Wirkungsbereich des Rassismus ins Überall und Nirgendwo zugleich – ganz ähnlich, wie viele religiöse Texte die Existenz Gottes oder des Teufels darstellen.

Wie eine so nebulöse und hochbedenkliche Idee von so vielen Menschen, gerade auch im akademischen Umfeld, so unkritisch geschluckt werden konnte, wäre eine Abhandlung für sich wert. Jedenfalls handelt es sich um einen sehr gefährlichen Trend, der in Europa zurecht auf massive Ablehnung stößt. Und dennoch drängt er mit der woken Welle immer weiter in Universitäten, Redaktionsstuben und Parteizentralen. Dabei sollte diesem Neorassismus mit eben derselben Ablehnung begegnet werden wie dem althergebrachten Rassismus. Hätte mir vor zehn Jahren jemand erklärt, dass es die politische Linke sein wird, die ein Hautfarbenbewusstsein wieder salonfähig macht: Ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Ferienlager exklusiv für schwarze Kids: Der garantiert falsche Weg

Für Deutschlands Medien sorgt derzeit nicht die Tatsache für Empörung, dass eine dubiose Organisation namens “Empoca Ferienlager für junge schwarze Menschen organisiert, sprich: für deren Teilnahme die erwünschte Hautfarbe zur Voraussetzung gemacht wird -, sondern dass dies auf massiven Widerspruch stößt. “Berliner Organisation rassistisch bedroht: Hasswelle gegen Ferienlager für schwarze Kinder” titelt etwa der “Tagesspiegel“, und bei “Focus” lautet die nachgerade sophistische Schlagzeile: “Weiße Menschen sollen fernbleiben? Ein Satz löst rassistische Hasswelle aus“.

Vorangegangen war ein Interview des “Spiegel” vor drei Wochen, in dem “missverständliche Formulierungen” enthalten gewesen seien, die die Öffentlichkeit falsch getriggert hätten. Das behauptet zumindest “Empoca“-Impresario Anthony Owosekun, der die optisch reinrassigen Ferienlager organisiert. Er fühlt sich durch den Aufschrei der Öffentlichkeit zusätzlich bestätigt: Anhand der “negativen Reaktionen und Hasskommentare”, rechtfertigt er sein Tun, habe man gesehen, “wie wichtig es ist, geschützte Räume für schwarze Kinder zu haben“.

“Kritische Rassentheorie” im Ferienlager

Hassbotschaften sind natürlich durch nichts zu rechtfertigen – aber Herr Owosekun sollte sich doch bitte mal ein Stück in Selbstreflexion üben. „Wir sind jetzt auf das Radar von Menschen geraten, die absolut nicht nachvollziehen können, warum Empowerment so aussehen soll, wie es bei Empoca aussieht“, sagt Owosekun. Sowas aber auch. Tja, warum können die Menschen das nicht? Weil es da nichts nachzuvollziehen gibt, Herr Owosekun! Der Weg, den Sie einschlagen, ist der falsche. Und dass die Menschen ihn nicht nachvollziehen geschweige denn mitgehen können, liegt nicht daran, dass sie uninformiert sind – sondern dass ihnen rassistische Bestrebungen zuwider sind – egal von welcher Seite. Es liegt daran, dass die Einteilung nach Rassen sie an die schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte erinnert. Wer immer Rassentrennung praktiziert – aus welchen Motiven heraus und unter Bevorzugung welcher Farbe, ist ganz egal – bringt die Menschen heute auf die Barrikaden, instinktiv. Das ist übrigens auch gut so und zeigt, dass man wenigstens etwas aus der Geschichte gelernt hat.

Woher kommt denn dieser Gedanke, dass schwarze Kinder permanent Rassismus ausgesetzt sind und dass man sie am besten davor schützt, indem man wieder auf segregative Methoden zurückgreift? Die ideologische Grundlage für dieses Handeln ist die aus den USA importierte “Critical Race Theory” (CRT), eine positivrassistische Doktrin, die ihrem Kern nach eine Absage an das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Hautfarben darstellt. Sie propagiert, dass jeder Weiße, willentlich oder nicht, Teil eines weltweiten Unterdrückungssystems sei.

Totalitäres System

Im Grunde wird damit also versucht, Rassismus mit Rassismus zu bekämpfen. Martin Luther King und seine Zeitgenossen kämpften bekanntlich für eine Welt, in der „Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden“. CRT stellt nicht nur die Farbe der eigenen Haut in den Vordergrund, sondern präsentiert auch den menschlichen Charakter weitgehend als mit der Rasse unweigerlich verknüpft – wobei weiße Unterdrücker von der bösen Ideologie der „Whiteness“ programmiert würden, während den Nicht-Weißen vorsorglich ein Opferstatus zuerkannt wird. Gemäß der CRT ist Rassismus keine individuelle Geisteshaltung, sondern ein totalitäres System zur Gewinnung und Verteidigung politischer und wirtschaftlicher Macht. Sie verlegt den Wirkungsbereich des Rassismus ins Überall und Nirgendwo zugleich – ganz ähnlich, wie viele religiöse Texte die Existenz Gottes oder des Teufels darstellen.

Wie eine so nebulöse und hochbedenkliche Idee von so vielen Menschen, gerade auch im akademischen Umfeld, so unkritisch geschluckt werden konnte, wäre eine Abhandlung für sich wert. Jedenfalls handelt es sich um einen sehr gefährlichen Trend, der in Europa zurecht auf massive Ablehnung stößt. Und dennoch drängt er mit der woken Welle immer weiter in Universitäten, Redaktionsstuben und Parteizentralen. Dabei sollte diesem Neorassismus mit eben derselben Ablehnung begegnet werden wie dem althergebrachten Rassismus. Hätte mir vor zehn Jahren jemand erklärt, dass es die politische Linke sein wird, die ein Hautfarbenbewusstsein wieder salonfähig macht: Ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Paradoxerweise geschieht all dies ja im Namen des “Antirassismus”. Doch anstatt den Rassismus überwinden zu wollen, bedient man sich weiter rassistischer Narrative. Es entsteht sogar der Eindruck, dass Rassismus nicht per se etwas Schlechtes wäre, sondern dass man ihn eben nur gerne umkehren würde. Und das ist eben eben exakt, was Camps für ausschließlich “Nicht-Weiße” bewirken. Wie sagte einst Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sehr klug? “Wer Politik für Minderheiten machen will, muss dafür die Mehrheit gewinnen.” Und die Mehrheit gewinnt man nicht, in dem man sie unter Generalverdacht stellt.

Kleopatra und der Afrozentrismus

Der nächste Fall von historischem Blackwashing: Die Kleopatra-Dokumentation auf Netflix stellt das Leben der letzten ägyptischen Königin (69 – 30 v. Chr.) aus der makedonisch-griechischen Ptolomäer-Dynastie dar – und präsentiert Kleopatra als Schwarzafrikanerin. Gegen diese Falschdarstellung wurde auf “Change.org” inzwischen Petition eingerichtet, die unter anderem von dem ägyptischen Regisseur und Drehbuchautor Aikk Yasser initiiert wurde. In der Eröffnungsbeschreibung der Petition heißt es: “Afrozentrismus ist eine Pseudowissenschaft, mithilfe derer versucht wird, die Geschichte Ägyptens zu vereinnahmen und sie den tatsächlichen Ägyptern zu rauben. Ohne Beweise wird versucht, die Geschichte zu verfälschen.

Zu Recht wird darauf verwiesen, dass die griechischstämmige Kleopatra im damals hellenistischen Alexandria geboren wurde und nachweislich nicht schwarz war. “Dies richtet sich in keiner Weise gegen Schwarze, sondern ist lediglich ein Weckruf, um die Geschichte und die Integrität der Ägypter und Griechen zu bewahren”, heißt es im Petitionstext weiter, der anprangert, dass die Netflix-Doku eindeutig dazu diene, “die Bestrebungen der afrozentrischen Bewegung zu unterstützen die altägyptische Zivilisation für sich zu vereinnahmen.” Und weiter: “Ägypten war nie schwarz und es war nie weiß, Ägypten ist einfach Ägypten. Es gibt viele große afrikanische/schwarze Zivilisationen, aber Ägypten war/ist KEINE davon.” Die Petenten schließen mit dem Appell: “Unterzeichnen Sie die Petition, um die Geschichtsfälschung zu stoppen!

Nachdem in den ersten Tagen Zehntausende die Petition unterzeichnet hatten, wurde diese welche Überraschung – von “Change.org” mit dem üblichen Verweis auf schwammige “Community Standardsvon der Seite genommen. Soviel zum Thema aktive demokratische Teilhabe. Wo der woke Terror droht, knicken die angeblichen Verfechter der Mitbestimmung schnell ein.

Es ist nicht der erste Fall, bei dem die afrozentristische Einstellung von Netflix zu Tage tritt: So wurde bereits die zweite Frau von Heinrich VIII., Anne Boyelin, oder der Wikingerkönig Jaarl Haakon als Schwarze dargestellt. Auch die BBC und andere betreiben das sogenannte Blackwashing: Cäsar, Lancelot, Achilles, Johanna von Orleans – die Liste ließe sich noch lange fortführen.

„My grandmother told me: I don`t care what they tell you in school, Cleopatra was black.“

Dabei werden stets nur tendenziell positiv oder tragisch konnotierte Personen der Geschichte zu Schwarzen umgedichtet; auf die Idee, das Leben Adolf Hitlers mit einem schwarzen Darsteller zu verfilmen, kam bislang noch keiner. Klar ist, dass hier zwanghaft versucht werden soll, die Geschichte des Westens (und nur des Westens, denn Chinesen, Inder oder auch arabische Völker würden sich dies nicht bieten lassen) so umzuschreiben, als ob Zentralafrikaner eine wesentliche Rolle in ihr gespielt hätten.

Doch was wird mit dieser Falschdarstellung bezweckt? Die Historikerin Mary Lefkowitz attestierte dem Afrozentrismus schon in den 90ern, dass dieser pseudowissenschaftliche Thesen, die auf Mythen und Wunschdenken basierten, aufstelle, um rein identititäspolitische Forderungen durchzusetzen. Clarence E. Walker, ebenfalls Historiker, urteilte: “Afrozentrismus ist das schwarze Pendant zum Eurozentrismus” – und damit eine Ideologie, welche die eigene Rasse als allen anderen überlegen darstellen möchte. Dass sich Konzerne wie Netflix zu Verbreitern einer derart intoleranten weltanschaulichen Wahnidee machen, ist in höchstem Maße kritisch zu sehen.

Rassismus III – Struktureller Rassismus

Die Nachfrage nach Rassismus übersteigt in Deutschland offensichtlich das Angebot. Sonst müsste man nicht fragwürdige Konzepte wie „Strukturellen Rassismus“ aus den USA importieren. Das Konzept ist in den USA schon sehr umstritten und inwieweit sich dieses Modell überhaupt auf Europa übertragen lässt, ist mehr als fraglich. In Europa gab es keine Sklaverei wie in den USA, keine Bürgerrechtsbewegung, kein Redlining, keine Jim-Crow-Gesetze, keine Affirmative Action. Aber da es zur Zeit der Entstehung der modernen Nationalstaaten Rassismus in Europa gab, hat sich dieser angeblich in die nur scheinbar gleichberechtigten Strukturen eingebrannt, schreibt Alladin El-Mafaalani in seinem Buch „Wozu Rassismus“. Ja, sogar die Wissenschaft sei rassistisch. Welche er nun genau meint (Physik wegen der „Schwarzen Löcher“ vielleicht) bleibt unklar.

Dieser Gedankengang funktioniert nur, wenn man hartes Cherry-Picking bei den historischen Fakten betreibt. Rassismus als (einzige) Triebfeder der westlichen Gesellschaften zu sehen kann in ihrer Monokausalität schon gar nicht den komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte gerecht werden. Sie lässt des weiteren konkrete Punkte einfach ausser Acht: Wie steht es denn um den europäischen Humanismus? Die Erklärung der Menschenrechte „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“?
Die Behauptung, Europa sei strukturell rassistisch ist nicht haltbar. Natürlich haben es Menschen aus anderen Ländern hier schwerer als in ihrem Heimatland. Das liegt einfach in der Natur der Sache: Sprachbarrieren, weniger Kontakte als die Einheimischen, unvertraute Gepflogenheiten sind die Gründe. Da braucht man keine kruden Verschwörungstheorien, die wohl nicht zufällig an den Antisemitismus des „Weltjudentums“ erinnern.

Des weiteren bleibt fraglich, warum dieser Rassismus auf beeindruckende Weise zwischen den Einwanderern zu differenzieren scheint, obgleich ein echter Rassismus doch alles Fremde hasst und alle Zuwanderergruppen in gleichem Maß unter ihm leiden müssten.  75% der türkeistämmigen Einwanderer in Berlin haben keinen Schulabschluss – aber die zugewanderten Vietnamesen absolvieren im Schnitt häufiger das Abitur als die einheimische Bevölkerung. In anderen europäischen Ländern gibt es vergleichbare Entwicklungen. So liegt bspw. das Durchschnittseinkommen der indischen Einwanderer höher als das der einheimischen Bevölkerung.

Der Wirkungsbereich des Struktureller Rassismus ist überall und nirgends, ähnlich wie religiöse Texte das Wirken Gottes (oder des Teufels) darstellen.  Auf magische Weise benachteiligt er Ausländer in Deutschland. Jeder „Weiße“ ist automatisch, ob bewusst oder unbewusst  Teil dieser weltweiten Verschwörung, hört man von den Advokaten des „Strukturellen Rassismus“. Aber was genau ist denn „Struktureller Rassismus“? Hierzu gibt der Mediendienst Integration Antwort.

Hilfestellung vom Mediendienst Integration

Das erste Beispiel ist, dass „Viele Kinder und Jugendliche mit anderen Erstsprachen als Deutsch, nicht die benötigte Unterstützung erhielten, um gleichberechtigt am Unterricht teilzuhaben.“ Ist das jetzt die Definition von „rassistisch“? Der Ideologie, in deren Namen die Nationalsozialisten Millionen Menschen umgebracht haben?  Dass Einwanderer nicht in ausreichendem Maß Sprachförderung einfordern können? Ok. Bisher löste die Erwähnung von Rassismus in mir immer ein beklemmendes Gefühl aus, aber dann besteht ja kein Grund zur Sorge. Im internationalen Vergleich dürfte Deutschland da vergleichsweise gut dastehen, wenn nciht sopgar unter den Spitzenplätzen zu finden sein. Und die ärmeren Länder, die sich derartige Integrationsmaßnahmen nicht leisten können – die sind eben einfach nur rassistisch. Schön, dass das geklärt ist.

Ähnlich verhält es sich mit dem Beispiel „Gesundheitswesen“. Sprachbarrieren erschweren oft die korrekte Behandlung. Ja. Echt rassistisch, dass in Deutschland nicht jeder Arzt einen Dolmetscher für jede Sprache ständig verfügbar hat. Dass hingegen Deutschland über eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat und ihnen ohne Betrachtung ihrer Herkunft oder ihrer Religion vollen Zugriff auf das deutsche  Gesundheitssystem gewährt bleibt unerwähnt. Das würde das Narrativ wirklich in empfindlichem Maße stören.

Ein weiteres Beispiel für Strukturellen Rassismus sei, dass „die [Schulbücher] gingen oft von einer homogenen weiß-christlich-deutschen Schüler*innenschaft (sic!) aus“. Also dass die deutsche Gesellschaft meist weiß und oft christlich ist und dies ebenso in Schulbüchern abgebildet wird, ist ein Problem, nein sogar „rassistisch“?  Das sind ja wirklcih beängstigende Zustände. Zumal die Schulbücher meiner Erfahrung nach heutzutage ähnlich den Werbeplakaten von „Diversität“ geradezu strotzen.

Aber damit nicht genug vom Rassismus im deutschen Bildungssystem: „außereuropäische Wissenschaftler*innen und ihre Schriften [finden] kaum Eingang in die Curricula und Lehrbücher […] , keine einzige Schrift einer afrikanischen Philosophin“.
Ein eindeutiges Zeichen für den Strukturellen Rassismus im deutschen Schulsystem. Außer natürlich, es wäre so, dass afrikanische Philosophen für die europäische Philosophiegeschichte von Platon über Kant bis Sloterdijk nicht relevant sind.  Ich habe Philosophie studiert. Und ich kenne auch keine einzige Schrift einer afrikanischen Philosophin. Und warum denn ausgerechnet afrikanisch? Würde man damit nicht die australischen, südamerikanischen und asiatische Kultur vernachlässigen? Man stellt sich wieder einmal die Frage, wie denn dieses rassismusfreie Utopia aussehen soll, dass man erreichen will.

Racial Profiling


Dann kommt endlich der Punkt auf den ich gewartet habe: Racial Profiling.Aber auch hier handelt es sich bei näherer Betrachtung eben nicht um Rassismus.

Nordafrikanisch, afrikanisch und arabisch gelesene Menschen werden um ein vielfaches häufiger straffällig als Deutsche. Betrachten wir hierzu die am stärksten überrepräsentierte Gruppe der Nordafrikaner:
„Da gab Innenminister Ralf Jäger (SPD) bekannt, dass 33,6 Prozent der Marokkaner und sogar 38,6 Prozent der Algerier, die 2015 in NRW lebten, kriminell wurden. In seltener Offenheit bestätigte der Innenminister damit, dass NRW ein massives Sicherheitsproblem mit beträchtlichen Minderheiten dieser beiden Bevölkerungsgruppen hat. Woraufhin ihm die Piratenpartei sogleich vorwarf, damit munitioniere Jäger Ausländerfeinde.“

Zum Vergleich: Nur jeder 64. Deutsche wird straffällig und ostasiatische Einwanderer liegen in der Kriminalitätsstatistik sogar noch hinter den Deutschen. Seltsam, dass sich diese Bevölkerungsgruppe nie über strukturellen Rassismus beschwert. Die Polizei versucht lediglich effektiv zu arbeiten, was ihr von den Aktivisten als rassistisch ausgelegt wird. Es wäre ebenso sinnvoll der Polizei Sexismus zu unterstellen, weil sie häufiger Männer als Frauen kontrolliert.

Am Ende greift keines der Beispiele des Mediendienstes Integration. Er bestätigt unfreiwillig meine bisherige Ansicht, dass es sich um ein rein konstruiertes Problem handelt. Dennoch wird die Antirassismusindustrie von der Politik großzügig mit Mitteln bedachtet – jüngst wieder durch das „Demokratiefördergesetz“. Wie Schlangenölhändler konstruieren die als Forscher verkleideten Aktivisten überhaupt erst die Probleme für die sie die angeblichen Lösungen verkaufen. Der wirkliche Rassismus bleibt von all dem vollkommen unberührt. Der Adressat dieses Aktivismus ist ja nicht Glatzen-Ronnie, sondern Malte-Thorben bei der Grünen Jugend, der Aischa fragt, wo sie herkommt oder Maite-Marie, die ihrem Kind ein Indianerkostüm erlaubt.

Gleichzeitig wird damit jungen Migranten eine Möglichkeit gegeben, es sich in der Opferrolle bequem zu machen. Warum sich denn anstrengen, wenn das ganze Land ohnehin gegen einen ist? Die Schuld am eigenen Versagen kann man so bequem „Der Gesellschaft“ in die Schuhe schieben und Struktureller Rassismus wird zur Selbsterfüllende Prophezeiung.


Kein Rassismus gegen Weiße – Diskussion (20.12.2022)

„Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“ -Es ist wirklich faszinierend, wie sich diese Aussage immer noch hält.

Was bedeutet eigentlich, „Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“?

„Rassismus“ meint, wissentlich verkürzt, „strukturellen Rassismus“ – also Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft.

„Weiße“ meint nach intersektioneller Definition nicht die Hautfarbe, sondern die „Mehrheitsgesellschaft“.

#esgibtkeinenrassismusgegenweiße ist eine Tautologie:

„Es gibt keine Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft durch die Mehrheitsgesellschaft“. Eine absolute Null-Aussage.

Die aber, die ihre provokative Erkenntnis wie eine Monstranz vor sich hertragen, machen sich die durch fehlende Kontextualisierung provozierte „Equivocation Fallacy“, die Verwendung des selben Begriffes für verschiedene Bedeutungen zu Nutze, um eine Reaktion zu provozieren. Ich denke, sie tut das wissentlich, da gerade sie eigentlich ihre eigenen Definitionen kennen sollte – aber anstatt hier aufzuklären, wird das Dogma behandelt, als handle es sich um ein Naturgesetz und nicht um eine Definitionsfrage.

Zumal ich selbst was von der Aussage übrig bleibt in Frage stellen würde: Quoten für Migranten bspw. sind Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft. Stipendien ausschliesslich für Schwarze in den USA sind hautfarbenbasierte Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft. Ich verstehe natürlich zumindest in den USA die Beweggründe: Der Verscuh der Wiedergutmachung historischer Benachteiligung der Schwarzen Bevölkerung. Aber warum macht man das dann an der Hautfarbe fest? Wurden denn Chinesische Einwanderer ebenfalls strukturell benachteiligt? Oder die Iren? Natürlcih cniht im gleichen Maß, aber die Absurdität eines auf Rasse basierenden Vergünsitgungssystems wird deutlich, wenn man sich fragt, warum die Kinder von Obama für ein soclhes Stipendium in Frage kommen – die Kinder veramter asiatischer oder mexikanischer Einwanderer aber nicht.

Das ganz wird dann noch absurder wenn man versucht diese spezifisch an US-amerikanische Verhältnisse angepassten Theorien auf Deutschland oder Europa zu übertragen, wie es ja der gute Malcolm und viele andere tun. Hier gab es keine Sklaverei, keine Jim-Crowe-Äre, kein Redlining, keine Bürgerrechtsbewegung.

Es ist richtig und wichtig gegen Diskriminierung vorzugehen – da wo sie passiert. Von einem „systemischen Rassismus“ zu sprechen halte ich für sehr gefährlich – was nicht heißen soll, dass man die Thesen nicht diskutieren sollte. Aber da mangelt es einfach an Meinungsdiversität. Zwar mehren sich die Gegenstimmen, aber das offenen Rassisten immer noch eine Bühne durch den ÖRR geboten wird, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

Mehr zum Thema:

Rassismus I – Rassismus gegen Weiße? (19.09.2020)

Aladin El-Mafaalani und die Grundlagen der modernen westlichen Gesellschaft

Neorassismus: Versuch einer Begriffsbestimmung (10.10.2022)

Die „Critical Race Theory“ ist keine neue Bürgerrechtsbewegung – sondern das Gegenteil

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Liebe intersektionale Feministinnen

Im Mai 2019 trieb ich mich kurzfristig, also bis zu meiner Blockierung in einem Sammelbecken für Intersektionalisten, namentlich das Ze.tt-Feminismus-Facebookgruppe. Als es dann absehbar, weil schon mehrfach von „Topfans“ nach den Admins gerufen wurde, habe ich einen kleinen Abschiedsbrief verfasst.

„Ich habe viel gelernt. Aber nun ist es Zeit, dass ihr mich endlich rausschmeisst. Und wenn dieser Beitrag nicht genug ist, dann weiß ich auch nicht:

„Liebe Feministen,

leider wird diese Gruppe immer wieder von Menschinnen unterwandert, die anderer Meinung sind als die Hauptakteure. Diesen Umstand können wir nicht hinnehmen! Oft sind diese Menschinnen nicht einmal gegen den Feminismus oder für Rassismus, aber das darf für uns keine Rolle spielen.

Dieser Ort ist gedacht als ein Safe Space für alle, deren Argumente dem Normalsterblichen nicht einleuchten, da deren Gedankenwelt vom Patriarchat verdorben wurde.

Hier sollten wir uns nicht erklären müssen, sondern dürfen Basics wie „Rassismus ist eine Einbahnstraße“ & „Jeder Mann ist ein Sexist“ als gegebenen voraussetzen. Das ist keine Frage von Argumenten, sondern eine Frage der Wokeness!

Die intersektionelle Theorie kann nur funktionieren, wenn man hartnäckig alle Befunde, Studien und Beobachtungen, sowei die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens konsequent ignoriert!

Wie könnte es denn sonst sein, dass es Wissenschaftlern gelingt gefälschte Studien in Gender-Studies-Magazinen zu veröffentlichen?**

Immer bedenken: Wir greifen die Person an, die etwas sagt und nicht den Inhalt. Was „weiße Männer“ sagen ist dabei natürlcih sofort als nichtig zu betrachten, denn sie sind die Nutznieser des aktuellen Systems! Das wird Euch jeder Obdachlose und Geringverdiener bestätigen. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Kanzlerin dieses Landes eine Frau ist, denn auch sie ist nur ein Büttel der ominösen Strukturen, die dieses Land wirklich regieren.

Denn diese Frau hat es, wie schon Maggie Thatcher, geschafft in das höchste Amt des Landes gewählt zu werden, ohne sich über die ihr feindlich gesonnen Strukturen zu echauffieren. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Nur wer sich permanent als Opfer fühlt darf sich bescheinigen eine wahre Feministin zu sein.

Das wird zugegebenermaßen immer schwieriger, da mit der rechtlichen Gleichstellung der Frau eigentlich schon das meiste erreicht ist. Aber davon dürfen wir uns nicht abhalten lassen! Es gibt noch so viel zu tun. Notfalls muss die Unterdrückung eben konstruiert werden!

»Wenn du deine Identität nur durch ein Feindbild aufrechterhalten kannst, dann ist deine Identität eine Krankheit.« Hrant Dink. Nehmen wir uns diese Worte zu Herzen. Zeigen wir,d ass wir immer noch ein Feindbild haben! Der einen oder anderen mag es vielleicht anfangs befremdlich erscheinen Menschen wieder nach Rasse, Geschlecht und sexueller Orientierung zu klassifizieren. Doch wir müssen dem Impuls widerstehen jeden Menschen gleich zu behandeln und jeder Meinung das gleiche Gewicht zuzuschreiben.

Wir müssen weißen cis-personen jegliche Empathie für die Belange schwarzer queer-personen absprechen.

Außer uns natürlich! Denn wir sind das Schild in der Dunkelheit, dass die armen PoC`s Minderheiten vor der Diskriminierung der weißen Wanderer schützt!

Doch dafür müssen wir die abscheulichen Wörter Sexismus, Rassismus erst einmal neu definieren. Im Namen des Rassismus wurden die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen!

Machen wir uns dieses Wort zu eigen, erlangen wir die Deutungshoheit über diesen Begriff! Dies befähigt uns und nur uns zu entscheiden, wer diese Bezeichnung verdient! Doch selbst in einer Welt, in der jeder ein Rassist ist – ist es uns an Schmähung noch nicht genug! Denn wo es Mehrfachdiskriminierung gibt, da muss es auch Mehrfach-Diskriminierer geben!

Du hast gewisse Vorlieben, was das Aussehen Deiner Geschlechtspartnwer angeht? Fatshamer!

Du bevorzugst blonde Männer ? Rassist!

Du bist für Gleichberechtigung aber nicht für Gleichstellung? Sexist!

In diesem Sinne, liebe Mitstreiterinnen: Lasst uns diese Gruppe rein halten, denn Diversität mag zwar eine Stärke sein – die einzig wahre Stärke sogar – doch Diversität von Meinungen werden wir hier nicht dulden!!!

Nicht heute und auch nicht irgendwann!

Eure Aischa

**(Die angebliche Autorin Helen Wilson behauptete, knapp eintausend Stunden in drei Hundeparks in Portland, Oregon, verbracht und dabei zahllose gewalttätige Paarungsversuche bei Hunden beobachtet zu haben, wobei die Hundebesitzer bei homosexuellen Kopulationsversuchen weitaus häufiger eingeschritten seien als bei heterosexuellen. Das Resümee des Fake-Texts: Männern könne man wie Hunden Manieren antrainieren, um sexuellen Missbrauch zu verhindern. Der Fake-Artikel erschien tatsächlich im Fachblatt Gender, Place & Culture, einer anerkannten britischen Zeitschrift für feministische Geografie. Des weiteren hatten die Autoren einen Teil aus Hitlers „Mein Kampf“ übersetzt und das Wort Weltjudentum durch Patriarchat ersetzt. Auch dieser Artikel wurde veröffentlicht.)

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Rassismus I – Rassismus gegen Weiße?

Ebenso wird behauptet, dass es in allen Ländern, also vor allem…, also eigentlich ausschließlich in westlichen Ländern strukturellen Rassismus gebe. Seit der „handfeste“ Rassismus nur noch eine Randerscheinung ist, muss man sich ja eine neue Definition von Rassismus ausdenken, sonst hätte man ja nichts mehr, dem man alle Probleme mit bestimmten Minderheiten in die Schuhe schieben und auf diese Weise die entsprechenden Communities von jeglicher Eigenverantwortung freisprechen kann. Schlimmer noch: Es gäbe kein Feindbild mehr, auf das man die Übel der Welt projizieren kann: die „weiße“ Zivilisation. „Wenn du deine Identität nur durch ein Feindbild aufrechterhalten kannst, dann ist deine Identität eine Krankheit“, hat der armenisch stämmige Redakteur Hrant Dink einmal gesagt.

Es gibt ja Leute, die sagen, so etwas wie Rassismus gegen Weiße existiere gar nicht. Das sind mittlerweile nicht nur Menschen vom linken Rand oder solche, die z.B. Gender-Studies studiert haben und deshalb eine intersektionalistische Definition von Rassismus benutzen – nein, auch etwa der WDR kommentiert: „Rassismus ist es aber, sofern es eine Weiße betrifft, nicht.“ Das wirft natürlich einige Fragen auf: Was ist mit den Morden an Weißen in Südafrika? Es gibt bis zu 1.000 Fälle dieser „Farm Attacks“ im Jahr. In einem besonders grausamen Fall wurde die 12-jährige Tochter mit den Händen an einen Tisch genagelt und über Stunden vergewaltigt, bis sie starb. Nach der neuen, ahistorischen Definition sind das keine „rassistischen“, sondern „diskriminierende Morde“.

Ebenso verhält es sich mit dem Hass auf die Iren und andere weiße Bevölkerungsgruppen im Amerika des beginnenden 20. Jahrhunderts. Auch die Abwertung der Polen und anderer Ost-Europäer zu Arbeitsvölkern in der nationalsozialistischen Ideologie ist nun anscheinend kein Rassismus mehr. Ja, was ist dann eigentlich mit dem Holocaust? Das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte ist jetzt kein rassistisches mehr, sondern „Diskriminierung“. Kann Antisemitismus nicht auch Rassismus sein, weil die Juden weiß sind? Oder sind sie zwar weiß, aber dann auch irgendwie wieder nicht? 

Und nicht zuletzt: Was ist mit der Parole „Kill Whitey“, die auf Black Lives Matter-Demonstrationen gerufen wurde und für die Gewalt gegen Weiße im Zuge der Ausschreitungen und Plünderungen mitverantwortlich sein dürfte? 

Rassismus gegenüber Weißen lässt sich offenbar einfach wegdefinieren. 

Betrachten wir doch einmal die Definition von Rassismus nach Wikipedia: „Unabhängig von seiner Herkunft kann jeder Mensch von Rassismus betroffen sein.“

Identität durch Feindbild ist eine Krankheit

Hingegen kommentiert der Tagesspiegel am 07.6.2020 unter der Überschrift „Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“:

Sicher, es gibt auch Vorurteile gegenüber Weißen. Feindseligkeit und Übergriffe. Doch Rassismus ist mehr als die Beschimpfung als „deutsche Kartoffel“ oder „Weißbrot“. Weiße können durchaus die Erfahrung machen, als Minderheit benachteiligt zu werden.“

Die Schwäche dieser Definition wird sofort offensichtlich, da sich der Autor hier selbst widerspricht. Eine Beleidigung reiche nicht aus, während zugleich anerkannt wird, dass es eben auch Formen gibt, die über Beleidigungen hinausgehen, nämlich die erwähnten „Übergriffe“. Von den gleichen Leuten wird übrigens schon die Frage nach der Herkunft einer Person of Colour (PoC) als rassistische Mikro-Aggression gewertet. 

Der Tagesspiegel weiter:

Aber es geht nicht um isolierte Handlungen, sondern um die Berücksichtigung der dahinterliegenden Machtstrukturen. Und das bedeutet etwa in Kamerun oder Südafrika, die kolonialistische Vergangenheit und den Apartheidstaat mitzudenken. In den USA und in Deutschland haben People of Color nicht die Macht, die Interessen der weißen, hegemonialen Mehrheitsgesellschaft zu dominieren.

Aha. Rassismus benötigt per Definition also zwingend eine strukturelle Macht-Komponente. Warum eigentlich?

Ebenso wird behauptet, dass es in allen Ländern, also vor allem…, also eigentlich ausschließlich in westlichen Ländern strukturellen Rassismus gebe. Seit der „handfeste“ Rassismus nur noch eine Randerscheinung ist, muss man sich ja eine neue Definition von Rassismus ausdenken, sonst hätte man ja nichts mehr, dem man alle Probleme mit bestimmten Minderheiten in die Schuhe schieben und auf diese Weise die entsprechenden Communities von jeglicher Eigenverantwortung freisprechen kann. Schlimmer noch: Es gäbe kein Feindbild mehr, auf das man die Übel der Welt projizieren kann: die „weiße“ Zivilisation. „Wenn du deine Identität nur durch ein Feindbild aufrechterhalten kannst, dann ist deine Identität eine Krankheit“, hat der armenisch stämmige Redakteur Hrant Dink einmal gesagt.

Deutschenfeindlichkeit, nur ein Kampfbegriff? 

Wenn es Rassismus gegen Weiße nicht gibt, hat das auch den schönen Nebeneffekt, dass man z.B. gegen „weiße Männer“ hetzen kann, ohne sich dessen schuldig zu machen. So kann sich dann eine Katharina Schulze von den Grünen ohne Gängelung ihrer sonst in diesem Bereich so aufmerksamen Partei problemlos über „alte, weiße Männer“ echauffieren. Wie der Rassismus gegen Weiße in Südafrika ist dann auch die „Deutschenfeindlichkeit“ flugs wegdefiniert. Fragen wir doch mal Wikipedia, wie es um diese bestellt ist:

Deutschenfeindlichkeit ist ein in rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Kreisen genutztes politisches Schlagwort, das strukturellen Rassismus gegen eine weiße Mehrheitsgesellschaft durch Migranten suggerieren und eigenen Rassismus rechtfertigen soll.“ 

Es scheint, als wäre die freie Enzyklopädie auch schon Opfer jener Rassismus-Neudefinition geworden. Ein rechter Kampfbegriff ohne jeden Realitätsbezug? Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt:

Der Historikerin Yasemin Shooman zufolge wurde die eigentliche Diskussion aber durch einen 2009 erschienenen Beitrag der Lehrer*innen Andrea Posor und Christian Meyer ins Rollen gebracht. In ihrem Beitrag machten die beiden Lehrer*innen auf das zunehmende Mobbing deutscher Schüler*innen durch migrantische Mitschüler*innen in einzelnen Berliner Schulen aufmerksam: Dort seien deutsche Kinder in der Minderheit. 

Das passt jetzt natürlich so gar nicht in das postmoderne Weltbild, in dem die Hautfarbe eine soziale Kategorie ist und die Welt sauber in Opfer und Täter eingeteilt wird, wobei die Mehrheitsgesellschaft stets unter Tatverdacht steht – auch wenn sie, wie in den erwähnten Schulen, de facto in der Minderheit ist. Entsprechend findet der Rassismus in nicht-westlichen Ländern so gut wie nie Erwähnung. Der Rassismus in Indien gegen Schwarze beispielsweise oder der Rassismus in Südamerika gegenüber den Nachkommen der schwarzen Sklaven und der indigenen Bevölkerung spielt einfach keine Rolle. 

„Beweise mir, dass Du kein Rassist bist“

Doch zurück nach Deutschland. Derzeit hält man hierzulande strukturellen Rassismus ja für ein großes Problem, wobei die Begründung eher schwammig bleibt – zumindest habe ich noch nichts gehört, was mich überzeugt hätte. Im Gegenteil: Das Anti-Diskriminierungsgesetz zum Beispiel und die Rassismuskeule könnten in einem strukturell-rassistischen Staat nicht wirken. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass gerade diejenigen, die sich über strukturellen Rassismus auslassen, oft von eben dieser angeblich strukturell rassistischen Gesellschaft finanziert werden.

Damit will ich den hierzulande existierenden Rassismus nicht herunterspielen, aber der ist meiner Einschätzung nach eher personeller Natur und nicht strukturell. Als Begründung für die Existenz von strukturellem Rassismus wird bspw. oft angeführt, dass es Menschen mit ausländischem Namen schwerer haben, eine Wohnung zu finden. Davon abgesehen, dass dies momentan jedem nicht leicht fällt, und man erst mal den Beweis erbringen müsste, dass es wirklich daran liegt: Ist das nicht eher personeller Rassismus des Vermieters, der keine ausländischen Mieter will?

Ein weiteres Argument ist das Racial Profiling. Ausländisch aussehende Menschen würden überproportional häufig von der Polizei kontrolliert werden. Machen das die Polizisten, weil sie alle zumindest latent rassistisch sind, wie das dieser Tage in Berlin verabschiedete „Antidiskriminierungsgesetz“ unterstellt? Oder hat es eher damit zu tun, dass Ausländer aus bestimmten Regionen überproportional häufig straffällig werden?

Jenes Gesetz sieht vor, dass bei Verdacht auf Diskriminierung die Behörde, Polizei oder wer auch immer, den Nachweis erbringen muss, nicht diskriminierend gehandelt zu haben. Zu dem Generalverdacht gegen die eigenen Behörden gesellt sich auch noch die schlicht und ergreifend verfassungswidrige Beweislast-Umkehr. „Beweise mir, dass es keinen Gott gibt“ – „Beweise mir, dass Du kein Rassist bist.“ Das Gesetz begreift Polizisten als Teil dieses ominösen strukturellen Rassismus, während sie doch auch auf Erfahrungswerte bauen dürfen müssen – ich jedenfalls habe noch nie im Görlie eine weiße Person Drogen verkaufen sehen. Wenn ich als Polizist nicht den Jugendlichen kontrolliere anstatt des älteren Mütterchens mit dem Rollator, mache ich mich dann auch der Alters-Diskriminierung schuldig? Oder des Sexismus, wenn Männer häufiger als Frauen kontrolliert werden?

Die strukturelle bedingte Angst vor einem Rassismusverdacht

Ich glaube nicht, dass jeder oder auch nur ein signifikanter Teil der Polizei in Deutschland rassistisch ist. Es zeigt sich vielmehr in Europa, dass die Angst, als Rassist gebrandmarkt zu werden, schwer wiegt, was beispielsweise die Behinderung der Aufklärung der über Grooming-Fälle in Rotherham gezeigt hat. Die Polizei hatte Bedenken, gegen die mehrheitlich pakistanischen Täter zu ermitteln.

Der Umfang des Skandals wurde deutlich, als 2014 ein Untersuchungsbericht erschien, der die Dimension der Verbrechen bilanzierte und Behördenmitarbeitern, der Polizei und Kommunalpolitikern Verschleierung und Versagen nachwies. 1.400 Kinder und Jugendliche wurden in der Stadt Rotherham, deren Umgebung und anderen Orten in Mittelengland durch hauptsächlich britisch-pakistanische „Grooming“-Banden systematisch missbraucht und sexuell versklavt. Dabei kam es zu Gruppenvergewaltigungen, erzwungener Prostitution und „Trafficking“ – einem Weiterreichen von einer Männergruppe zur nächsten. (s. hier.)

Die Labour-Abgeordnete Sarah Champion verlor nach Rassismusvorwürfen ihren Job. Sie hatte es gewagt in der englischen Zeitung „The Sun“  über die Gruppenvergewaltigung von weißen Mädchen durch pakistanische Täter zu sprechen. Unter anderem sagte sie, dass die Furcht der Leute vor Rassismusvorwürfen größer ist als die, bei der Benennung von Kindesmissbrauch falsch zu liegen (s. hier). Es scheint also sogar einen strukturellen „Anti-Rassismus“ zu geben oder besser: die strukturell bedingte Angst vor einem Rassismusverdacht. 

Eines der Opfer der Gangs sagte aus, dass sie von den Tätern rassistisch beschimpft wurde. Sie wurde geschlagen, gequält und über 100-mal vergewaltigt. Die Täter sagten ihr, sie würde es verdienen, da sie keine Muslima ist und sich zu freizügig kleide. Sie sei eine „weiße Schlampe“. 

Als sie später unter einem Alias bei Twitter davon berichtete, wurde sie von linken Aktivisten angegriffen: Es gäbe keinen Rassismus gegen Weiße.

Wie man es auch dreht und wendet: Es existiert gruppenbezogener Hass gegenüber weißen Menschen. Rassismus gegen Weiße ist immer noch Rassismus und darf nicht bagatellisiert, relativiert oder gar gerechtfertigt werden.

(Erschienen auf Achse Des Guten am 19.09.2020)