Verfälschte Sprache, verfälschte Geschichte

70 Jahre ist es dieser Tage her, dass der erste James-Bond-Roman lan
Flemings erschien. Statt einer werktreuen Jubiläumsausgabe, die den Autoren würdigt, wird in diesem Fall an Fleming ein Exempel der woken Cancel Culture – genauer: der geistigen Refurbish-Unkultur – statuiert: Dank des eifrigen Wirkens von Political-Correctness-Wächtern und “Sensitivity Readers” wurden in den Neuauflagen nun einige “als problematisch empfundene Passagen” (so der “Norddeutsche Rundfunk” verschämt) geändert – womit vor allem “frauenfeindliche und rassistische ethnische Beschreibungen” gemeint sind. In den Zeitungen und Kulturmagazinen tobt seitdem eine Diskussion über die Richtigkeit und Zulässigkeit solcher Eingriffe ins geistige Eigentum.

Ich verstehe nicht, warum so etwas überhaupt nur diskutiert wird – und ich bin schockiert, dass das Umschreiben von Büchern bereits praktiziert wird. Bücher sind Zeitdokumente, sie spiegeln Paradigmen, Denkweisen und Sprache ihrer Entstehungsepoche wider. Was folgt als nächstes? Goethes “Faust” wegen seiner altertümlichen Sprache umschreiben? Wolfgang Koeppens “Tauben im Gras” wegen seiner drastischen Darstellung von rassistischen Entgleisungen im Nachkriegsdeutschland aus dem Lehrplan nehmen? Oh Moment… das passiert ja alles schon!

Konfliktallergie als Folge

Von Allen West stammt das Zitat: “History is not there for you to like or dislike. It is there for you to learn from it. And if it offends you, even better. Because then you are less likely to repeat it. It’s not yours for you to erase or destroy.” Bis zu Beginn der modernen Geschichtswissenschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es – und ist es sogar teilweise noch bis zum heutigen Tag – vornehmliche Aufgabe der Historiker, das eigene Land, den oder die eigenen “Landesherren” in tunlichst güldenem Licht erscheinen zu lassen. Das war und ist falsch – aber man kann es nachvollziehen. Die Begründung, die heutzutage angeführt wird, dass historische Begebenheiten oder die Sprache aus vergangenen Zeiten beleidigend (“offensive”) wären, kann ich jedoch beim besten Willen nicht verstehen. Was für ein Weltbild steht denn hinter dieser Idee? Ist es die Aufgabe der Welt und sogar der Weltgeschichte, “mir” oder den gegenwärtigen Zeitgenossen zu gefallen? Absolute Hybris und geradezu sagenhafter Narzissmus müssen da am Werk sein. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Was daraus folgt, ist eine Konfliktallergie, für welche die in US-amerikanischen Universitäten (!!!) eingerichteten “Safe Spaces” geradezu sinnbildlich stehen, in denen selbstverstandene “Opfer”, “Beleidigte” oder Dauerdiskriminierte vor “offensive content” sicher sein sollen. Es sind damit also diskursfreie Räume.

Training in Sachen Anti-Fragilität

Demokratie lebt jedoch vom Diskurs, vom Aushalten(müssen) der Meinung anderer. Wenn das nicht einmal bei historischen Tatsachen gelingt oder bei literarischen Werken, die den Zeitgeist ihrer Entstehung enthalten – wie soll das dann erst im demokratischen Prozess funktionieren?

Man gewinnt geradezu den Eindruck, dass heutige Digital-Affine in der Politik wie Emilia Fester oder Sawsan Chebli die “Blockieren”-Funktion aus ihren Twitterforen auch im real-life im Kopf tragen. Konfliktscheue hat es gewiss schon immer gegeben, aber sie gewinnt im digitalen Zeitalter doch eine neue Qualität: So wie die Anzahl der Erdnussallergien dort am stärksten gewachsen ist, wo man versucht hat, Kinder besonders früh von Erdnüssen fernzuhalten, braucht es auch im Hinblick auf die Ausbildung demokratischer Fähigkeiten ein Training in Sachen Anti-Fragilität. Aber die Echokammern in den sozialen Netzwerken bewirken das genaue Gegenteil.

Das Studium der Geschichte ist ein wirksames Gegenmittel gegen die Arroganz des Zeitgeistes. Man wird bescheiden, wenn man sieht wie viele unserer oberflächlichen Annahmen, die auf den ersten Blick progressiv und plausibel erscheinen, bereits gedacht wurden – Nicht nur einmal, sondern viele Male und in unzähligen Varianten; und sich dann unter großen Kosten für die Menschheit als falsch erwiesen haben.“ – Paul johnson

Rassismus III – Struktureller Rassismus

Die Nachfrage nach Rassismus übersteigt in Deutschland offensichtlich das Angebot. Sonst müsste man nicht fragwürdige Konzepte wie „Strukturellen Rassismus“ aus den USA importieren. Das Konzept ist in den USA schon sehr umstritten und inwieweit sich dieses Modell überhaupt auf Europa übertragen lässt, ist mehr als fraglich. In Europa gab es keine Sklaverei wie in den USA, keine Bürgerrechtsbewegung, kein Redlining, keine Jim-Crow-Gesetze, keine Affirmative Action. Aber da es zur Zeit der Entstehung der modernen Nationalstaaten Rassismus in Europa gab, hat sich dieser angeblich in die nur scheinbar gleichberechtigten Strukturen eingebrannt, schreibt Alladin El-Mafaalani in seinem Buch „Wozu Rassismus“. Ja, sogar die Wissenschaft sei rassistisch. Welche er nun genau meint (Physik wegen der „Schwarzen Löcher“ vielleicht) bleibt unklar.

Dieser Gedankengang funktioniert nur, wenn man hartes Cherry-Picking bei den historischen Fakten betreibt. Rassismus als (einzige) Triebfeder der westlichen Gesellschaften zu sehen kann in ihrer Monokausalität schon gar nicht den komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte gerecht werden. Sie lässt des weiteren konkrete Punkte einfach ausser Acht: Wie steht es denn um den europäischen Humanismus? Die Erklärung der Menschenrechte „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“?
Die Behauptung, Europa sei strukturell rassistisch ist nicht haltbar. Natürlich haben es Menschen aus anderen Ländern hier schwerer als in ihrem Heimatland. Das liegt einfach in der Natur der Sache: Sprachbarrieren, weniger Kontakte als die Einheimischen, unvertraute Gepflogenheiten sind die Gründe. Da braucht man keine kruden Verschwörungstheorien, die wohl nicht zufällig an den Antisemitismus des „Weltjudentums“ erinnern.

Des weiteren bleibt fraglich, warum dieser Rassismus auf beeindruckende Weise zwischen den Einwanderern zu differenzieren scheint, obgleich ein echter Rassismus doch alles Fremde hasst und alle Zuwanderergruppen in gleichem Maß unter ihm leiden müssten.  75% der türkeistämmigen Einwanderer in Berlin haben keinen Schulabschluss – aber die zugewanderten Vietnamesen absolvieren im Schnitt häufiger das Abitur als die einheimische Bevölkerung. In anderen europäischen Ländern gibt es vergleichbare Entwicklungen. So liegt bspw. das Durchschnittseinkommen der indischen Einwanderer höher als das der einheimischen Bevölkerung.

Der Wirkungsbereich des Struktureller Rassismus ist überall und nirgends, ähnlich wie religiöse Texte das Wirken Gottes (oder des Teufels) darstellen.  Auf magische Weise benachteiligt er Ausländer in Deutschland. Jeder „Weiße“ ist automatisch, ob bewusst oder unbewusst  Teil dieser weltweiten Verschwörung, hört man von den Advokaten des „Strukturellen Rassismus“. Aber was genau ist denn „Struktureller Rassismus“? Hierzu gibt der Mediendienst Integration Antwort.

Hilfestellung vom Mediendienst Integration

Das erste Beispiel ist, dass „Viele Kinder und Jugendliche mit anderen Erstsprachen als Deutsch, nicht die benötigte Unterstützung erhielten, um gleichberechtigt am Unterricht teilzuhaben.“ Ist das jetzt die Definition von „rassistisch“? Der Ideologie, in deren Namen die Nationalsozialisten Millionen Menschen umgebracht haben?  Dass Einwanderer nicht in ausreichendem Maß Sprachförderung einfordern können? Ok. Bisher löste die Erwähnung von Rassismus in mir immer ein beklemmendes Gefühl aus, aber dann besteht ja kein Grund zur Sorge. Im internationalen Vergleich dürfte Deutschland da vergleichsweise gut dastehen, wenn nciht sopgar unter den Spitzenplätzen zu finden sein. Und die ärmeren Länder, die sich derartige Integrationsmaßnahmen nicht leisten können – die sind eben einfach nur rassistisch. Schön, dass das geklärt ist.

Ähnlich verhält es sich mit dem Beispiel „Gesundheitswesen“. Sprachbarrieren erschweren oft die korrekte Behandlung. Ja. Echt rassistisch, dass in Deutschland nicht jeder Arzt einen Dolmetscher für jede Sprache ständig verfügbar hat. Dass hingegen Deutschland über eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat und ihnen ohne Betrachtung ihrer Herkunft oder ihrer Religion vollen Zugriff auf das deutsche  Gesundheitssystem gewährt bleibt unerwähnt. Das würde das Narrativ wirklich in empfindlichem Maße stören.

Ein weiteres Beispiel für Strukturellen Rassismus sei, dass „die [Schulbücher] gingen oft von einer homogenen weiß-christlich-deutschen Schüler*innenschaft (sic!) aus“. Also dass die deutsche Gesellschaft meist weiß und oft christlich ist und dies ebenso in Schulbüchern abgebildet wird, ist ein Problem, nein sogar „rassistisch“?  Das sind ja wirklcih beängstigende Zustände. Zumal die Schulbücher meiner Erfahrung nach heutzutage ähnlich den Werbeplakaten von „Diversität“ geradezu strotzen.

Aber damit nicht genug vom Rassismus im deutschen Bildungssystem: „außereuropäische Wissenschaftler*innen und ihre Schriften [finden] kaum Eingang in die Curricula und Lehrbücher […] , keine einzige Schrift einer afrikanischen Philosophin“.
Ein eindeutiges Zeichen für den Strukturellen Rassismus im deutschen Schulsystem. Außer natürlich, es wäre so, dass afrikanische Philosophen für die europäische Philosophiegeschichte von Platon über Kant bis Sloterdijk nicht relevant sind.  Ich habe Philosophie studiert. Und ich kenne auch keine einzige Schrift einer afrikanischen Philosophin. Und warum denn ausgerechnet afrikanisch? Würde man damit nicht die australischen, südamerikanischen und asiatische Kultur vernachlässigen? Man stellt sich wieder einmal die Frage, wie denn dieses rassismusfreie Utopia aussehen soll, dass man erreichen will.

Racial Profiling


Dann kommt endlich der Punkt auf den ich gewartet habe: Racial Profiling.Aber auch hier handelt es sich bei näherer Betrachtung eben nicht um Rassismus.

Nordafrikanisch, afrikanisch und arabisch gelesene Menschen werden um ein vielfaches häufiger straffällig als Deutsche. Betrachten wir hierzu die am stärksten überrepräsentierte Gruppe der Nordafrikaner:
„Da gab Innenminister Ralf Jäger (SPD) bekannt, dass 33,6 Prozent der Marokkaner und sogar 38,6 Prozent der Algerier, die 2015 in NRW lebten, kriminell wurden. In seltener Offenheit bestätigte der Innenminister damit, dass NRW ein massives Sicherheitsproblem mit beträchtlichen Minderheiten dieser beiden Bevölkerungsgruppen hat. Woraufhin ihm die Piratenpartei sogleich vorwarf, damit munitioniere Jäger Ausländerfeinde.“

Zum Vergleich: Nur jeder 64. Deutsche wird straffällig und ostasiatische Einwanderer liegen in der Kriminalitätsstatistik sogar noch hinter den Deutschen. Seltsam, dass sich diese Bevölkerungsgruppe nie über strukturellen Rassismus beschwert. Die Polizei versucht lediglich effektiv zu arbeiten, was ihr von den Aktivisten als rassistisch ausgelegt wird. Es wäre ebenso sinnvoll der Polizei Sexismus zu unterstellen, weil sie häufiger Männer als Frauen kontrolliert.

Am Ende greift keines der Beispiele des Mediendienstes Integration. Er bestätigt unfreiwillig meine bisherige Ansicht, dass es sich um ein rein konstruiertes Problem handelt. Dennoch wird die Antirassismusindustrie von der Politik großzügig mit Mitteln bedachtet – jüngst wieder durch das „Demokratiefördergesetz“. Wie Schlangenölhändler konstruieren die als Forscher verkleideten Aktivisten überhaupt erst die Probleme für die sie die angeblichen Lösungen verkaufen. Der wirkliche Rassismus bleibt von all dem vollkommen unberührt. Der Adressat dieses Aktivismus ist ja nicht Glatzen-Ronnie, sondern Malte-Thorben bei der Grünen Jugend, der Aischa fragt, wo sie herkommt oder Maite-Marie, die ihrem Kind ein Indianerkostüm erlaubt.

Gleichzeitig wird damit jungen Migranten eine Möglichkeit gegeben, es sich in der Opferrolle bequem zu machen. Warum sich denn anstrengen, wenn das ganze Land ohnehin gegen einen ist? Die Schuld am eigenen Versagen kann man so bequem „Der Gesellschaft“ in die Schuhe schieben und Struktureller Rassismus wird zur Selbsterfüllende Prophezeiung.


Reminiszenzen – Vom Verlust des Verlustes

Gastbeitrag von Prince Joy

Noch immer lebten in der nach dem Krieg in Bonn erbauten Sozialbau-Siedlung, in der ich in den Achtzigern aufwuchs, viele der Erstbezieher: Ausgebombte, Kriegsheimkehrer, Vertriebene, Kriegerwitwen.

Sie wohnten, die erwachsenen Kinder längst ausgezogen, immer noch in den kleinen Wohnungen, die sie vor Jahrzehnten bezogen hatten. Wir gehörten zu den wenigen ausländischen Familien was für niemanden jemals Thema war. Woher wir denn kämen, eine gerade von den Alten häufig gestellte Frage, klang nie ablehnend, sondern verriet im Gesichtsausdruck, Neugier und lebhaftes Interesse. Wenn wir zu arg Unsinn bauten, klingelte es bei den Eltern oder wurden gleich an Ort und Stelle ermahnt.

Mit den geographischen Bezeichnungen Danzig, Königsberg, Ostpreußen, Pommern, Stettiner Haff und Schlesien bin ich groß geworden, ohne richtig verstanden zu haben, wo das sein soll und welche Schicksale, die jetzt in meiner Straße wohnten, damit verbunden waren.

Oft erzählten die Alten, wenn wir im Garten oder auf der Straße spielten, aus sich heraus, irgendeine lustig vorgetragene, abenteuerliche Landser-Geschichte aus den besten Jahren ihrer Jugend, welche sich meistens irgendwo zwischen Leningrad, Moskau oder der Stadt an der Wolga abspielte. Um dann doch mit feuchten Augen und fassungslosem Gesichtsausdruck des Erzählers zu enden. Weil am Ende der Horror doch heraus brach. Wir hörten zu, manchmal gab es 50 Pfennige oder 1 Mark für Süßigkeiten.

Wenn das Fahrrad kaputt war, klopfte ich bei Polewka, Urban oder Schmitz. In ihrem aufgeräumten, staublosen Werkzeugkeller hingen zahllose Hammer, Schraubenzieher und anderes Gerät, penibel sortiert neben der Werkbank an der Wand. Dieser aufgeräumte Keller ist für mich sinnbildlich für die Akkuratesse dieser Generation, dieses Volkes, wie sehr, mit welchem Aufbauwillen, Einstellung, Geist und in welchem Maße diese die Trümmer weggeräumt und dieses Land wieder emporgehoben haben. Selbstverständlich gilt das auch für die Frauen.

Und genau das faszinierte uns Ausländer an den Deutschen. So sollte es sein und so wollten wir sein. Weil diese Aufgabenerfüllung ohne Murren, Disziplin, Fleiß, Genauigkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, Qualität, Sauberkeit, diese Sekundärtugenden sich scheinbar durch alle Lebensbereiche zog. Und genau deswegen waren und wollten wir in Deutschland sein. Wegen den, diesen Deutschen.

Diese Generation ging nie ohne Mantel und Hut, diesen beim Gruß vor meinen Eltern immer erhebend, aus dem Haus. Das Äußere als reflektierte Form des Inneren. Der Kirchgang war Bestandteil des Sonntags. Ebenfalls lief jeden Sonntag eine Sendung mit dem Titel „damals“. Natürlich ging es um den Krieg. Wie sollte ein Zehnjähriger verstehen, dass ‚damals‘ gerade erst 40 Jahre her und für viele der Hutträger damals immer noch heute war? Wenn Helmut Schmidt, nicht mehr Kanzler, im Fernsehen auftrat, wurde vom Vater Ruhe angemahnt, damit man zuhörte und eine, seine deutliche Aussprache erlernte. Wie aus einer anderen Welt, in Ausstrahlung und Würde, erschien Bundespräsident v. Weizsäcker.

Heute wird mir bewusst, was der wesentliche Unterschied der damaligen Politikergeneration zur heutigen ist. Sie hatten – alle – eine, wenn nicht – die – existenzielle Erfahrung gemacht: Bombennächte, Emigration, Flucht, Hunger Vertreibung. Krieg. Und sie alle litten und wussten einem gewählten Regime gedient zu haben, welches ihre wertvollsten Lebensjahre geraubt und unaussprechliche Verbrechen begangen hatte. In ihrem Namen. Sie – alle – einte ein gemeinsamer Nenner, bei aller politischen Feindschaft, egal wie sie hießen, egal wo sie standen, Brandt, Strauß, Mende und Wehner, Kohl oder Vogel. Nie wieder. Nie wieder durfte von Deutschland Krieg und Vernichtung ausgehen.

Das spiegelte sich, im bescheidenen Auftreten der Republik und ihrer Repräsentanten. Es spiegelte sich auch, in einer bodenständigen, realistischen, dem Bürger, dem Volke dienenden Politik. Man kann der heutigen Gesellschaft und Politikern nicht vorwerfen, dass sie Entbehrung und Not nicht erfahren hat. Man darf ihnen aber vorwerfen, dass sie nicht nur im akademischen, sondern im wahrsten Sinne, ungebildet sind, dass sie Bescheidenheit, Demut, Ehrfurcht, Güte, Redlichkeit, Sparsamkeit und Liebe zur Heimat vermissen lassen, dass ihnen nicht bewusst ist, wie schnell unsere vermeintlich selbstverständliche Freiheit und Sicherheit, -auch und besonders für Frauen- , unser sozialer Friede und Wohlstand verloren sind. Und es ist gleichzeitig ein Vorwurf an uns selber, weil die Politik nur ein Spiegelbild von uns selbst ist.

Es liegt mir fern, den Eindruck zu erwecken, als ob in der alten BRD alles perfekt gewesen wäre. Bei weitem nicht. Aber wer den Perfektionismus zum Maßstab erhebt, hat das Leben nicht verstanden. Erst jetzt, so viele Jahre später, wird mir klar, wie sehr meine Alten aus der Nachbarschaft, diese für mich goldene Generation, diese gebrochenen Leute mich geprägt, mein Deutschlandbild geprägt haben. Erst jetzt wird mir klar, dass es meine Bundesrepublik, dieses Deutschland, mein Deutschland, meine Nation, – leichtfertig verspielt wurde- , nicht mehr gibt.

Es war ein gutes Deutschland.

The Woman King – Geschichtsverfälschung des Sklavenhandels

Ich bemäkle ja hin- und wieder den Raceswap in modernen Medien, sowie gerade wieder in Arielle und Rings Of Power. Mein Haupteinwand ist hier, dass der Eindruck vermittelt wird, es gäbe keine historischen Epen mit schwarzen Protagonisten, die verfilmenswert wären.

Am 06.Oktober 2022 erscheint „The Woman King“ in den Kinos. Und im ersten Moment klingt das auch alles super: Starke Woman Of Colour als Hauptperson? Nice. Nach historischem Vorbild? Nice, nice.

Es bleibt die Frage wie historisch akurat das Königreich Dahomey aus dem die Protagonistin stammt, dargestellt werden wird. Offen gesagt erwarte ich hier massive Geschichtsverklärung, denn dieses Volk wirft so gar kein gutes Licht auf das wortwörtliche Schwarz/Weiß-Denken des postkolonialen Zeitgeistes, in dem der edle Wilde gegen die übermächtige Kolonialmacht antritt.

Wahrscheinlich wird man sich auf den Aspekt der Frauenregimenter konzentriert, was dann als unglaublich fortschrittlich und damals schon dem patriarchalen Weltbild der Europäer überlegen dargestellt wird.

Wohl weniger Beachtung wird finden, dass das Königreich selbst ein großer Player im transatlantischen Sklavenhandel war. Die Rolle der indigenen Bevölkerung Afrikas beim Sklavenhandel wird aus ideologischen Gründen gerne verschwiegen.

„Ökonomisch profitierten die Könige von Dahomey aber am meisten vom Sklavenhandel an den Küsten. Als die Könige dann eine Strategie der Expansion verfolgten, benutzten sie bereits Gewehre und andere Feuerwaffen, die sie durch den Sklavenhandel für Amerika mit den Europäern erworben hatten. Unter König Agadja (er regierte von 1708 bis 1732) eroberten sie Allada, aus dem die herrschenden Familien abstammten, und erhielten somit direkten Zugriff zur Küste und zu den Anlegeplätzen europäischer Sklavenhändler. Das Nachbarreich der Oyo, Dahomeys Hauptkonkurrent im Sklavenhandel, konnte allerdings nicht erobert werden.“

Auch dass die Dahomey bis ins 19. Jahrhundert Menschen opferten…glaube nicht, dass dieser Umstand in dem Film Erwähnung findet.

„Das militaristische Königreich, das auf permanente Kriegsführung ausgelegt war, nahm Kinder, Frauen und Männer durch Überfälle auf benachbarte Stämme gefangen und verkaufte sie an den atlantischen Sklavenhandel im Austausch gegen europäische Waren wie Gewehre, Schießpulver, Stoffe, Kaurimuscheln, Tabak, Pfeifen und Alkohol. Die verbliebene Gefangenen behielt Dahomey als Sklaven, die auf den königlichen Plantagen arbeiteten. Wurde ihre Zahl zu groß, so wurden sie während der Feierlichkeiten Dahomeys routinemäßig als Menschenopfer massenhaft hingerichtet.“

Sie waren keineswegs noble Krieger im Kampf gegen den Sklavenhandel. Letztendlich waren es auch die Europäer waren, die den Sklavenhandel der Dahomey beendeten. In den 1840er Jahren begann der Niedergang Dahomeys, als es auf britischen Druck den Sklavenhandel, die ökonomische Grundlage des Reiches abschaffen musste. Die britische Royal Navy verhängte eine Seeblockade gegen das Königreich und setzte Anti-Sklaverei-Patrouillen in der Nähe der Küste Damoheys ein.

Aber vielleicht irre ich mich ja und wir bekommen keine rassistische Geschichtsverklärung vom guten Schwarzen und dem bösen Weißen, sondern ein differenziertes Bild der Kolonialzeit und der afrikanischen Verstrickungen in den Sklavenhandel präsentiert.

Wetten würde ich darauf allerdings nicht.

Aladin El-Mafaalani und die Grundlagen der modernen westlichen Gesellschaft

(veröffentlicht 25.10.2021)

Also ich mag den Aladin ja irgendwie, hat ein paar ganz stabile Thesen – aber in letzter Zeit, bedient er sich leider stark an der Critical Race Theory. Wissenschaft ist rassistisch weil sie in einem rassistischen Zeitalter, nein, einer „Hochzeit“ des Rassismus entstand? Welche denn? Physik wegen der schwarzen Löcher?

Dieser Gedankengang funktioniert nur, wenn man hartes Cherry-Picking bei den historischen Fakten betreibt. Rassismus als (einzige) Triebfeder der westlichen Gesellschaften zu sehen kann in ihrer Monokausalität schon gar nciht den komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte gerecht werden. Sie lässt des weiteren konkrete Punkte einfach ausser Acht:Wie steht es denn um den europäischen Humanismus? Die Erklärung der Menschenrechte „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“? Den ideengeschichtlichen Grundlagen dieser Entwicklung im Christentum?Kann es sein, Herr El-Mafaalani, dass Sie sich hier ein bisschen zu sehr an der Critical Race Theory bedienen? Es erinnert mich etwas an den „Antirassismus“-Autor und Dozent Ibram X. Kendi. Dieser definiert Rassismus als „eine Verbindung von rassistischer Politik und rassistischen Ideen, die rassistische Ungerechtigkeiten hervorbringt und normalisiert“.

Solche pauschalen, universalistischen Definitionen helfen beim Verkauf von Büchern. Aber sie verlegen auch den Wirkungsbereichs des Rassismus gleichzeitig ins überall und nirgendwo – ähnlich wie religiöse Texte die Existenz Gottes (oder des Teufels) darstellen. Wie kann eine so nebulöse Idee von so vielen Menschen, gerade auch im akademischen Umfeld, so unkritisch geschluckt werden? Die Critical Race Theory untergräbt ausdrücklich die intellektuellen und moralischen Grundlagen des farbenblinden Liberalismus. Martin Luther King und seine Zeitgenossen kämpften bekanntlich für eine Welt, in der „Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden“. Die Critical Race Theory (CRT) stellt nicht nur die Farbe der eigenen Haut in den Vordergrund, sondern präsentiert auch den menschlichen Charakter weitgehend als mit der Rasse unweigerlich verknüpft – wobei weiße Unterdrücker von der bösen Ideologie des „Weißseins“ programmiert werden, während den Nicht-Weißen vorsorglich der Opferstatus zuerkannt wird.

Die Bürgerrechtsbewegung basierte auf einer hoffnungsvollen und optimistischen Vision, dass das moderne Amerika, die Ideale des Landes in die Realität umzusetzt. CRT hingegen präsentiert eine dystopische Vision, in der allgegenwärtige Scheinheiligkeit und Unterdrückung Amerikas nationale Seele definieren. Anhänger der CRT sind weit davon entfernt, die Erben der Bürgerrechtsbewegung zu sein. In vielerlei Hinsicht ist die CRT schlicht ihr Gegenteil. Sie basiert nicht auf einer gesicherten Faktenlage, sondern möchte uns weis machen, dass es immer und überall Rassismus gibt.Der Unterschied zwischen der Bürgerrechtsbewegung und der CRT ist nicht graduell. Er ist grundlegend. Befürworter des ersteren glauben, dass der Westen seine Fehler und Sünden überwinden kann, während letztere diese Fehler und Sünden als Vorwand präsentiert, um den liberalen Charakter des Westens zu zerstören. Die eine Seite strebt nach Gleichheit und Fortschritt, während die andere einen Fetisch aus Unterdrückung und Spaltung macht. Es sollte nicht schwer sein zu erkennen, welcher Weg in eine bessere Zukunft führt.

Männer waren Jäger, Frauen NUR Sammler – Rezension Tagesspiegelartikel vom 15.12.2021

Ausnahmsweise mal ein Exkurs in die Geschichte – ist ja meine eigentliche Profession, wobei Ur- und Frühgeschichte nicht Teil des Studiums sind.Das vom Tagesspiegel extra eingefügte „nur“ ist wunderbares Abziehbild linker Strohmannscher Argumentationsstrategie – und zwar in beiden möglichen Bedeutungen des Wortes „nur“. Bedeutung 1: nur = ausschließlich: Niemand hat jemals behauptet, dass keine Frau in der Steinzeit auch mal gejagt hat. So wie übrigens auch niemand behauptet hat, dass Männer nie sammelten.

Die Unterstellung, der, der Tendenzen und Muster erkennt und benennt, würde Menschen auf diese Einteilung reduzieren und konsequent behaupten „ALLE sind so!“, ist eine typische Unterstellung, ein Strohmann, mit dessen sehr leichter Bekämpfung man glaubt, die Argumentation gewonnen zu haben.Bedeutung 2: nur = weniger wert. Niemand hat jemals behauptet, das Sammlertum sei eine dem Jägertum untergeordnete Tätigkeit. Sammeln ist genauso wichtig wie jagen, und durch die TENDENZIELLE Aufgabenverteilung haben beide Geschlechter seit jeher zum bestmöglichen Überleben beigetragen. – Die Unterstellung, der, der Tendenzen und Muster erkennt, würde die Arbeit von Gesellschaftsgruppen mit dieser Einteilung abwerten, ist eine typische Unterstellung, ein Strohmann, mit dessen sehr leichter Bekämpfung man glaubt, die Argumentation gewonnen zu haben. Schlimmer noch: Sie schlägt in die gleiche Kerbe wie: Ach – Du bist „nur“ Mutter? Als wäre es Frevel an der gleichberechtigten Gesellschaft, dass eine das Muttersein erfüllen kann.F. Engels, der neben seinen sozialistischen Umtrieben auch ein bemerkenswerter Historiker war, führt in seinem brillianten Buch „Die Entstehung der Familie des Privateigentums und des Staates“ aus, dass zum Zeitpunkt der „Jäger und Sammler“ die soziale Macht höchstwahrscheinlich komplett bei den Frauen lag, da diese sich um die Vorratshaltung kümmerten und die Männer ohnehin ständig auf der Jagd starben. Hinzu kommt, dass die Menschen noch in Gruppenehe lebten, es also keine Einzelnen Paar sondern jeder jedes Geschwister und Partner zugleich.

Zu Zeiten Engels gab es Völker, die noch immer in dieser Gesellschaftsform lebten. Durch Adam und Eva bekommt man den Eindruck vermittelt, die Einzelehe wäre der Urzustand. Isser aber nicht. Die Nachkommen können nur der Mutter genau zugeordnet werden, was zu weiterer Konzentration der Macht bei Frauen führt – wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „Macht“ sprechen sollte – letztendlich ist es organisiserte Kooperation, was die „FeministinX“ mit ihrer Kampfesideologie wohl niemals begreifen werden. Die Gesellschaft ist kein soziales Konstrukt, sondern ein soziales Produkt.Engels wagt in seinem Buch den Schluß, dass das Patriarchat mit der Seßhaftigkeit und der damit verbundenen Entstehung von Privatbesitz verbunden ist. Salop formuliert: Da Papa nun seinem Sohnemann gerne seinen Supi-Dupi-Acker vererben möchte, muss die Nachfahrenschaft auch über den Vater eindeutig zu klären sein. Dies führt zur Entstehung der Einzelehe und in deren Folge auch zu einem Besitzanspruch der Männer. Die vermeidung inzestbedingter Missbildungen spielt wohl nur eine untergeordnete Rolle.

Engels sagt das zwar nicht explizit, aber meine These ist, dass die eindeutige Bestimmung der Nachkommen auch einen entscheidenden Einfluss auf frühen Gesetzestexte, also religiöse Gesetze hat -> die Ächtung von Ehebruch bis hin zum Jungfräulichkeitswahn. Die Männer wollen sich eben sicher sein, dass sie keine Kuckuckskinder groß ziehen. Und wie das in der Geschichte eben so ist, entwickelt das Ganze eine fatale Eigendynamik, die zu einer Verdammung und Tabuisiserung weiblicher Sexualität führt, bis hin zur Beschneidung von Frauen um ihnen jegliche Lust zu nehmen.NIemand würde bestreiten, dass Frauen von Männenr über Jahrtausende systematisch unterdrückt wurden. Aber beim modernen Feminismus frage ich mich manchmal, ob man nach der de-facto gleichberechtigung noch verzweifelt nach einer Daseinsberechtigung sucht. NIcht dass es keine Bereiche gäbe in denen Feminismus nicht immer noch gebraucht wird. Aber sowas? C´mon.